Dieser Übersichtsartikel erläutert, dass Schilddrüsenknoten sehr häufig auftreten. Die meisten sind gutartig, dennoch ist eine sorgfältige Abklärung entscheidend, um Krebs auszuschließen – dieser liegt in 4,0–6,5 % der Knoten vor. Der Artikel beschreibt einen schrittweisen Diagnoseprozess, beginnend mit körperlicher Untersuchung und Blutanalysen, gefolgt von Ultraschall und gegebenenfalls einer Feinnadelaspirationsbiopsie (FNA), die als Goldstandard gilt. Zudem werden molekulare Tests bei unklaren Biopsieergebnissen behandelt sowie klare Behandlungsleitlinien je nach individuellem Befund angeboten.
Ein Patientenleitfaden zu Schilddrüsenknoten: Moderne Diagnostik und Behandlung
Inhaltsverzeichnis
- Hintergrund: Schilddrüsenknoten verstehen
- Diagnose und Abklärung von Schilddrüsenknoten
- Anamnese und körperliche Untersuchung
- Laboruntersuchungen
- Bildgebende Verfahren
- Feinnadelaspirationsbiopsie (FNA)
- Ihre Zytologie- (Biopsie-)Ergebnisse verstehen
- Neue molekulare Markertests
- Behandlungsmöglichkeiten
- Zusammenfassung und Schlüsselpunkte
- Quelleninformation
Hintergrund: Schilddrüsenknoten verstehen
Ein Schilddrüsenknoten ist eine umschriebene Verhärtung oder Läsion in der Schilddrüse, die sich im Ultraschall vom umliegenden Gewebe abgrenzt. Solche Knoten sind sehr häufig, ihre Entdeckungsrate hängt jedoch stark von der Untersuchungsmethode ab.
Bei einer Tastuntersuchung (Palpation) werden Knoten bei 2–6 % der Menschen gefunden. Mit Ultraschall steigt die Rate auf 19–35 %. Autopsiestudien zeigen, dass viele Menschen Knoten haben, die zu Lebzeiten unentdeckt bleiben – die Prävalenz liegt zwischen 8 % und 65 %.
Die meisten Knoten werden von den Betroffenen selbst oder bei Routineuntersuchungen entdeckt. Zunehmend werden sie auch zufällig bei bildgebenden Verfahren wie Ultraschall, CT, MRT oder PET des Halses gefunden. Ziel der Abklärung ist es, Schilddrüsenkrebs auszuschließen, eine mögliche Hormonüberproduktion zu prüfen und zu klären, ob der Knoten Symptome wie Schluckbeschwerden verursacht.
Diagnose und Abklärung von Schilddrüsenknoten
Schilddrüsenknoten können gutartig oder bösartig sein. Zu den gutartigen Ursachen zählen Kolloidknoten, Hashimoto-Thyreoiditis, Zysten, follikuläre Adenome und subakute Thyreoiditis. Bösartige Ursachen sind:
- Papillärkarzinom (häufigste Form)
- Follikuläres Karzinom
- Hurthle-Zell-Karzinom
- Anaplastisches Karzinom
- Medulläres Karzinom
- Schilddrüsenlymphom
- Metastasen (häufig von Nieren-, Lungen- oder Kopf-Hals-Tumoren)
Die Erstuntersuchung umfasst stets eine Anamnese, körperliche Untersuchung, TSH-Messung und einen Schilddrüsenultraschall. Bei verdächtigen Knoten folgt eine Feinnadelaspirationsbiopsie (FNA).
Anamnese und körperliche Untersuchung
Ihr Arzt wird Risikofaktoren abfragen, die auf Bösartigkeit hindeuten könnten. Dazu gehören:
- Strahlentherapie von Kopf oder Hals in der Kindheit
- Ganzkörperbestrahlung (z. B. vor Knochenmarktransplantation)
- Strahlenexposition in Kindheit oder Jugend
- Familiäre Vorgeschichte von Schilddrüsenkrebs oder verwandten Syndromen
- Schnelles Knotenwachstum
- Geschwollene Lymphknoten
- Feste, unbewegliche Knoten
- Heiserkeit oder Stimmbandlähmung
Zudem werden Symptome einer Schilddrüsenfehlfunktion oder lokale Beschwerden wie Schluck- oder Atemprobleme erfragt. Die körperliche Untersuchung beurteilt Größe und Beschaffenheit des Knotens sowie Lymphknoten. Kleine oder tief liegende Knoten sind oft schwer zu ertasten.
Laboruntersuchungen
Serum-TSH: Wichtigster Ersttest. Ein niedriger TSH-Wert deutet auf eine Überfunktion hin und erfordert eine Szintigraphie. Ein hoher TSH-Wert kann mit einem erhöhten Krebsrisiko verbunden sein.
Serum-Calcitotonin: Nicht routinemäßig empfohlen. Hilfreich zur Früherkennung des medullären Karzinoms, aber mit Einschränkungen in der Verfügbarkeit und Zuverlässigkeit.
Serum-Thyreoglobulin (Tg): Nicht zur Erstdiagnostik geeignet, da bei vielen gutartigen Erkrankungen erhöht.
TPO-Antikörper: Nicht notwendig für die Erstabklärung eines Knotens.
Bildgebende Verfahren
Schilddrüsenszintigraphie: Nur bei niedrigem TSH. Unterscheidet zwischen „heißen“ (gutartig, hormonproduzierend), „warmen“ und „kalten“ (erhöhtes Krebsrisiko) Knoten.
Schilddrüsenultraschall: Essenziell für alle Patienten. Beurteilt:
- Größe und Lage
- Struktur (fest, flüssig, gemischt)
- Echogenität
- Ränder
- Verkalkungen
- Form
- Durchblutung
Verdächtige Merkmale sind:
- Höher als breit
- Echomarm und fest
- Unscharfe Ränder
- Mikroverkalkungen
- Fehlender Halo
Gutartige Knoten sind oft rein zystisch oder schwammartig. Die Einteilung in Risikokategorien hilft bei der Biopsieentscheidung.
Feinnadelaspirationsbiopsie (FNA)
Die FNA ist der Goldstandard zur Abklärung. Unter Ultraschallkontrolle werden Zellen entnommen und mikroskopisch untersucht. Eine Biopsie wird empfohlen bei:
- Knoten ≥1 cm mit intermediärem oder hohem Risikomuster
- Knoten ≥1,5 cm mit niedrigem Risikomuster
- Knoten ≥2 cm mit sehr niedrigem Risikomuster (Beobachtung auch möglich)
Ausnahmen: Bei verdächtigen Lymphknoten oder Hochrisikopatienten kann eine Biopsie unabhängig von der Größe sinnvoll sein. PET-positive Knoten weisen eine Krebsrate von 40–45 % auf und sollten ab 1 cm biopsiert werden.
Ihre Zytologie- (Biopsie-)Ergebnisse verstehen
Die Ergebnisse werden nach dem Bethesda-System eingeteilt:
- Nicht diagnostisch (1–4 % Krebsrisiko): Wiederholte FNA nötig.
- Gutartig (0–3 % Krebsrisiko): Regelmäßige Ultraschallkontrolle.
- Unklare Bedeutung (5–15 % Krebsrisiko): Weitere Abklärung erforderlich.
- Follikuläres Neoplasma (15–30 % Krebsrisiko): Oft Operation zur Klärung.
- Verdacht auf Bösartigkeit (60–75 % Krebsrisiko): Operation empfohlen.
- Bösartig (97–99 % Krebsrisiko): Operation notwendig.
Neue molekulare Marker-Tests
Für unklare Biopsieergebnisse (Bethesda III und IV) stehen molekulare Tests zur Verfügung:
Afirma GEC: Misst Genexpression. Ein „gutartiges“ Ergebnis schließt Krebs zu 93 % aus; ein „verdächtiges“ Ergebnis ist weniger aussagekräftig.
7-Gen-Mutationspanel: Sucht nach krebsassoziierten Mutationen. Ein positives Ergebnis deutet stark auf Krebs hin.
Beide Tests sind ergänzend; keine bietet 100%ige Sicherheit. Sie sind teuer und werden nicht routinemäßig empfohlen.
Behandlungsmöglichkeiten
Die Behandlung richtet sich nach TSH, Risikofaktoren, Knotengröße, Ultraschall und Biopsieergebnissen.
Hyperfunktionelle Knoten: Radiojodtherapie oder Operation bei Überfunktion; bei milder Überfunktion individuelle Entscheidung.
Gutartige Knoten: Meist Ultraschallüberwachung. Operation nur bei Beschwerden oder kosmetischen Gründen.
Unklare Knoten: Optionen sind wiederholte FNA, molekulare Tests oder Operation.
Verdächtige oder bösartige Knoten: Operation ist Standard.
Zusammenfassung und Schlüsselpunkte
Die meisten Schilddrüsenknoten sind gutartig. Moderne Diagnostik nutzt Ultraschall und FNA zur Risikobewertung. Molekulare Tests helfen bei unklaren Befunden, sind aber nicht perfekt. Die Behandlung sollte gemeinsam mit dem Arzt entschieden werden.
Quelleninformation
Originalartikel: Thyroid nodule update on diagnosis and management
Autoren: Shrikant Tamhane and Hossein Gharib
Veröffentlichung: Clinical Diabetes and Endocrinology (2016) 2:17
Hinweis: Dieser Artikel basiert auf peer-reviewter Forschung und dient der patientengerechten Aufklärung.