In dieser Studie wurden 198 Patienten mit Herzerkrankungen über fast vier Jahre ärztlich begleitet, während sie eine pflanzenbasierte Ernährung befolgten. Bemerkenswerterweise hielten 89 % (177 Patienten) die Ernährung konsequent durch und erlitten im Studienzeitraum nur eine schwerwiegende herzbedingte Komplikation – einen Schlaganfall. Im Gegensatz dazu traten bei 62 % derjenigen, die die Diät nicht einhielten, schwerwiegende kardiovaskuläre Ereignisse auf. Diese Ergebnisse deuten darauf hin, dass der Verzicht auf tierische Produkte, Öle und verarbeiteten Zucker das Fortschreiten der koronaren Herzkrankheit (KHK) nicht nur aufhalten, sondern sogar umkehren kann.
Kann eine pflanzenbasierte Ernährung Herzerkrankungen stoppen und umkehren? Was eine große Studie zeigt
Inhaltsverzeichnis
- Hintergrund: Warum diese Forschung wichtig ist
- Studienmethoden: Wie die Forschung durchgeführt wurde
- Hauptergebnisse: Detaillierte Resultate
- Klinische Implikationen: Was dies für Patienten bedeutet
- Einschränkungen: Was die Studie nicht beweisen konnte
- Empfehlungen: Umsetzbare Ratschläge für Patienten
- Quelleninformationen
Hintergrund: Warum diese Forschung wichtig ist
Die koronare Herzkrankheit (KHK) ist trotz jahrzehntelanger medikamentöser und chirurgischer Behandlung nach wie vor die häufigste Todesursache in westlichen Ländern. Aktuelle Behandlungen wie Stents oder Bypass-Operationen lindern zwar Symptome, stoppen jedoch nicht den zugrunde liegenden Krankheitsprozess. Diese Studie knüpft an frühere Arbeiten an, die zeigten, dass eine pflanzenbasierte Ernährung die KHK bei einer kleinen Gruppe von 22 Patienten aufhalten und sogar umkehren könnte. Die Forschenden wollten prüfen, ob diese vielversprechenden Ergebnisse auch in einer größeren Gruppe von 198 Patienten mit bestehender Herzerkrankung reproduzierbar sind.
Herzinfarkte und Schlaganfälle beginnen mit Schäden am Endothel – der inneren Auskleidung der Arterien. Diese Schäden lösen Entzündungen, Plaqueablagerungen und potenziell tödliche Verschlüsse aus. Die westliche Ernährung, die reich an Ölen, Fleisch, Milchprodukten und zuckerhaltigen Lebensmitteln ist, schädigt diese empfindlichen Zellen wiederholt. In Kulturen mit pflanzenbasierter Ernährung kommen Herzerkrankungen praktisch nicht vor, und während des Zweiten Weltkriegs sanken in Norwegen nach der Beschlagnahmung von Vieh und der Umstellung auf pflanzenbetonte Ernährung die Todesfälle durch Herzinfarkte drastisch. Diese Studie zielte darauf ab, zu belegen, dass der Verzicht auf arterienschädigende Lebensmittel das Fortschreiten der Krankheit stoppen kann.
Studienmethoden: Wie die Forschung durchgeführt wurde
Die Forschenden begleiteten 198 aufeinanderfolgende Patienten mit diagnostizierter kardiovaskulärer Erkrankung, die zwischen 2007 und 2012 freiwillig eine Ernährungsberatung in Anspruch nahmen. Die Gruppe war überwiegend männlich (91 %) und hatte ein Durchschnittsalter von 63 Jahren. Alle Teilnehmer hatten eine bestätigte Gefäßerkrankung:
- 195 (98 %) litten an einer koronaren Herzkrankheit (KHK)
- 44 (23 %) hatten bereits Herzinfarkte erlitten
- Viele wiesen zusätzliche Erkrankungen auf: 161 hatten hohe Cholesterinwerte, 60 Bluthochdruck und 23 Diabetes
Jeder Patient nahm an einem einmaligen 5-stündigen Aufklärungsseminar teil, das folgende Themen behandelte:
- Die Wissenschaft der Endothelschädigung und -reparatur
- Angiogramm-Beweise für die Umkehr der Erkrankung bei früheren Patienten
- Umfassende Schulung zur Zubereitung pflanzenbasierter Mahlzeiten
- Erfahrungsberichte erfolgreicher Teilnehmer
Das Ernährungskonzept erforderte den Verzicht auf:
- Alle tierischen Produkte (Fleisch, Geflügel, Fisch, Milchprodukte, Eier)
- Alle zugesetzten Öle (einschließlich Oliven- und Kokosöl)
- Avocados, Nüsse und zuckerhaltige Lebensmittel (Softdrinks, Säfte, raffinierte Kohlenhydrate)
- Später ergänzt um: Koffein und konzentrierte Fruktose
Erlaubt waren Vollkornprodukte, Hülsenfrüchte, Gemüse, Obst und Leinsamen für Omega-3-Fettsäuren. Die Patienten setzten ihre verschriebenen Medikamente fort und wurden zu Bewegung ermutigt, mussten jedoch keine Meditation oder Yoga praktizieren.
Die Einhaltung wurde streng definiert: Kein Fleisch, Fisch, Milchprodukte oder zugesetzte Öle während der gesamten Studie. Die Forschenden begleiteten die Teilnehmer durchschnittlich 3,7 Jahre (44 Monate) lang und verfolgten Symptome, kardiale Ereignisse, Gewichtsveränderungen und Laborergebnisse über Telefoninterviews und Krankenakten.
Hauptergebnisse: Detaillierte Resultate
Von den 198 Teilnehmern hielten 177 (89 %) die pflanzenbasierte Ernährung während des gesamten Studienzeitraums erfolgreich durch. Die Ergebnisse unterschieden sich dramatisch zwischen den Gruppen mit und ohne Einhaltung:
Patienten ohne Einhaltung (21 Teilnehmer):
- 13 von 21 (62 %) erlitten schwerwiegende kardiovaskuläre Ereignisse
- Ereignisse umfassten: 2 plötzliche Herztode, 1 Herztransplantation, 2 Schlaganfälle, 4 Stent-Implantationen, 3 Bypass-Operationen und 1 periphere Arterienoperation
Patienten mit Einhaltung (177 Teilnehmer):
- Nur 1 schwerwiegendes kardiales Ereignis trat auf (ein Schlaganfall im Zusammenhang mit Krankheitsfortschritt) – eine Ereignisrate von 0,6 %
- 104 von 112 Angina-Pectoris-Patienten (93 %) berichteten über eine Verbesserung oder das Verschwinden der Symptome
- 1 Patient mit Beinschmerzen (Claudicatio) erlebte vollständige Linderung
- 39 Patienten (22 %) zeigten eine dokumentierte Umkehr der Erkrankung durch Angiogramme oder Belastungstests
- 27 Patienten vermieden empfohlene Stent-Implantationen oder Bypass-Operationen
- Der durchschnittliche Gewichtsverlust betrug 8,5 kg bei 135 erfassten Patienten
Der Unterschied in den Ergebnissen war statistisch signifikant (p<0,001). Bemerkenswerte Einzelfälle umfassten:
- Ein Patient zeigte nach nur 3 Wochen wiederhergestellten Blutfluss im Herzscan
- Dokumentierte Wiedereröffnung von Arterien in Angiogrammen nach 32 Monaten
- 5 nicht-kardiale Todesfälle traten auf (3 Krebserkrankungen, 1 Blutgerinnsel, 1 Lungenentzündung)
Klinische Implikationen: Was dies für Patienten bedeutet
Diese Studie zeigt, dass eine strikte pflanzenbasierte Ernährung die koronare Herzkrankheit bei langfristiger Einhaltung aufhalten und sogar umkehren kann. Für Patienten, die bereit sind, diese Veränderung vorzunehmen, sind die potenziellen Vorteile erheblich:
Erstens beweist die 89 %ige Einhaltungsrate, dass dieser Ansatz für die meisten motivierten Patienten bei angemessener Aufklärung und Unterstützung machbar ist. Das eintägige Schulungsseminar vermittelte entscheidendes Wissen darüber, wie bestimmte Lebensmittel Arterien schädigen und wie pflanzenbasierte Ernährung die Heilung fördert.
Zweitens deutet die nahezu vollständige Vermeidung kardialer Ereignisse bei einhaltenden Patienten (0,6 % Ereignisrate gegenüber 62 % bei nicht einhaltenden) darauf hin, dass dies wirksamer sein könnte als Medikamente oder Eingriffe allein. Dieser Ernährungsansatz behandelt die Ursache der KHK durch:
- Verhinderung von Endothelschäden durch tierische Produkte und Öle
- Vermeidung von Cholesterin und gesättigten Fetten
- Beseitigung von Darmbakterien, die arterienschädigendes TMAO produzieren (nur bei Fleischessern vorhanden)
- Steigerung der Stickoxidproduktion für einen besseren Blutfluss
Drittens traten bei einigen Patienten schnelle Verbesserungen auf – einer zeigte nach nur 3 Wochen wiederhergestellten Herzblutfluss in der Bildgebung. Dies stellt die Annahme in Frage, dass Stents immer für eine Reperfusion benötigt werden.
Einschränkungen: Was die Studie nicht beweisen konnte
Obwohl diese Ergebnisse überzeugend sind, sollten mehrere Einschränkungen beachtet werden:
Die Studie war nicht randomisiert – alle Teilnehmer waren selbst ausgewählte Freiwillige, die bereits motiviert waren, ihre Ernährung zu ändern. Dies könnte die Einhaltungsraten in der Allgemeinbevölkerung überschätzen. Die überwiegend männliche (91 %) Teilnehmergruppe schränkt auch Schlussfolgerungen über die Ergebnisse bei Frauen ein.
Die Forschenden konnten andere Lebensstilfaktoren nicht kontrollieren. Obwohl Bewegung ermutigt, aber nicht vorgeschrieben wurde, könnten einige Patienten zusätzliche vorteilhafte Veränderungen vorgenommen haben. Alle Patienten setzten Standardmedikamente fort, sodass der isolierte Effekt der Ernährung nicht genau messbar ist.
Der Vergleich mit nicht einhaltenden Teilnehmern (21 Patienten) umfasste kleinere Zahlen. Während ihre 62 %ige Ereignisrate die 0,6 %ige Rate bei einhaltenden Patienten dramatisch übertraf, waren die Gruppen hinsichtlich der Krankheitsschwere zu Studienbeginn nicht perfekt vergleichbar.
Schließlich sind die Mechanismen hinter den Ernährungvorteilen – wie erhöhte Stickoxidproduktion und TMAO-Vermeidung – biologisch plausibel, wurden aber in dieser Studie nicht direkt getestet.
Empfehlungen: Umsetzbare Ratschläge für Patienten
Basierend auf diesen Ergebnissen sollten Patienten mit Herzerkrankungen folgende Schritte in Betracht ziehen:
-
Vollständig auf pflanzenbasierte Ernährung verpflichten: Vollständiger Verzicht auf tierische Produkte, zugesetzte Öle und verarbeiteten Zucker. Konzentrieren Sie Mahlzeiten auf:
- Vollkornprodukte (Braunreis, Hafer, Quinoa)
- Hülsenfrüchte (Bohnen, Linsen, Kichererbsen)
- Gemüse (insbesondere Blattgemüse)
- Obst
- 1 Esslöffel täglich Leinsamen für Omega-3-Fettsäuren
-
Umfassende Schulung suchen: Finden Sie Programme, die bieten:
- Wissenschaftliche Aufklärung über Arteriengesundheit
- Kochdemonstrationen und Mahlzeitenplanung
- Unterstützungsgemeinschaften
- Verschriebene Medikamente fortsetzen: Verwenden Sie diesen Ansatz ergänzend – nicht ersetzend – zur Standardbehandlung, es sei denn, Ihr Arzt rät anders
-
Fortschritt überwachen: Verfolgen Sie:
- Angina-Pectoris-Symptome
- Gewicht
- Cholesterinwerte
- Blutdruck
- Gezielt supplementieren: Nehmen Sie Vitamin B12 und ein Multivitaminpräparat ein, da pflanzenbasierte Ernährung diese Nährstoffe möglicherweise nicht ausreichend liefert
Quelleninformationen
Originaler Forschungstitel: Caldwell B. Esselstyn Jr, ORIGINAL RESEARCH: A way to reverse CAD?
Autoren: Caldwell B. Esselstyn Jr, MD; Gina Gendy, MD; Jonathan Doyle, MCS; Mladen Golubic, MD, PhD; Michael F. Roizen, MD
Journal: The Journal of Family Practice, Juli 2014 (Vol 63, No 7)
Hinweis: Dieser patientenfreundliche Artikel bewahrt alle Daten und Ergebnisse der originalen peer-reviewed Forschung, macht sie aber für gebildete Patienten zugänglich.