Immuntherapie bei Brustkrebs: Aktuelle Therapien und Fortschritte

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Die Immuntherapie, insbesondere die Immun-Checkpoint-Inhibitoren (ICIs), hat sich als vielversprechende Behandlungsoption für bestimmte Brustkrebs-Subtypen erwiesen. Wichtige Studien belegen, dass die Kombination von Medikamenten wie Pembrolizumab mit Chemotherapie die Ergebnisse bei Patientinnen mit triple-negativem Brustkrebs (TNBC) signifikant verbessert: Die pathologischen Komplettremissionsraten steigen im Frühstadium um 14–38 %, und das Überleben bei metastasierten PD-L1-positiven Fällen verlängert sich. Bei hormonrezeptorpositivem (HR+), HER2-negativem Brustkrebs verdoppeln Immuntherapie-Kombinationen die pCR-Raten bei Hochrisikopatientinnen. Die Vorteile hängen jedoch von Biomarkern wie der PD-L1-Expression ab, und immunvermittelte Nebenwirkungen erfordern eine sorgfältige Überwachung und Behandlung.

Immuntherapie bei Brustkrebs: Aktuelle Behandlungen und Durchbrüche

Inhaltsverzeichnis

Einführung: Warum Immuntherapie wichtig ist

Brustkrebs bleibt trotz Fortschritten in Früherkennung und Behandlung die zweithäufigste Krebstodesursache in den Vereinigten Staaten. Die Inzidenzraten steigen, insbesondere bei Frauen unter 50. Traditionelle Therapien wirken nicht bei allen Subtypen gleich gut, zu denen gehören:

  • HR+/HER2- (hormonrezeptorpositiv, HER2-negativ): 65 % der Fälle
  • HER2-positiv: Weniger häufig
  • Triple-negativer Brustkrebs (TNBC): Fehlende Östrogen-, Progesteron- und HER2-Rezeptoren

TNBC ist besonders aggressiv, mit einer Fernrezidivrate von 30–35 % innerhalb von 3 Jahren im Frühstadium und einer 5-Jahres-Überlebensrate von nur 64 %. Die Immuntherapie – die das Immunsystem zur Krebsbekämpfung nutzt – hat die Behandlung von Melanomen und Lungenkrebs revolutioniert, wurde jedoch erst später für Brustkrebs eingesetzt. 2021 wurde Pembrolizumab als erste von der FDA zugelassene Immuntherapie für TNBC in Kombination mit Chemotherapie eingeführt. Dieser Überblick erläutert, wie diese Behandlungen wirken, welche Patientinnen am meisten profitieren, und wichtige klinische Studienergebnisse, die die heutige Versorgung prägen.

Wie Immuntherapie gegen Krebs wirkt

Immuntherapeutika namens Immun-Checkpoint-Inhibitoren (ICIs) blockieren Proteine wie PD-1 oder PD-L1, die Krebszellen nutzen, um sich vor Immunzellen zu "verstecken". Normalerweise sendet die Bindung von PD-L1 auf Krebszellen an PD-1 auf T-Zellen (eine Art Immunzelle) ein "Abschalt"-Signal. ICIs verhindern diese Bindung, sodass T-Zellen Krebszellen erkennen und zerstören können.

Die Kombination von ICIs mit Chemotherapie steigert die Wirksamkeit. Chemotherapie tötet Krebszellen ab und setzt Tumorproteine frei, die das Immunsystem alarmieren. ICIs aktivieren dann T-Zellen, um verbleibende Krebszellen anzugreifen. Diese Aktivierung kann jedoch immunvermittelte unerwünschte Wirkungen (irAEs) verursachen, bei denen das Immunsystem gesundes Gewebe angreift. Diese reichen von Hautausschlägen bis zu schweren Autoimmunerkrankungen und treten bei 7–82 % der Patientinnen auf, abhängig vom Therapieregime.

Drei Haupt-ICI-Typen werden verwendet:

  • PD-1-Inhibitoren: Nivolumab, Pembrolizumab
  • PD-L1-Inhibitoren: Atezolizumab, Durvalumab
  • CTLA-4-Inhibitor: Ipilimumab

Immuntherapie beim triple-negativen Brustkrebs (TNBC)

TNBC fehlen Ziele für die Hormontherapie, was Chemotherapie zur primären Option machte, bis die Immuntherapie aufkam. TNBC spricht oft auf ICIs an, aufgrund seiner hohen Tumormutationslast (TMB), die mehr Angriffspunkte für Immunzellen schafft. Die Vorteile sind am größten, wenn die Behandlung früh beginnt.

Frühes TNBC-Stadium

Bei Stadium II-III TNBC ist die Zugabe von Pembrolizumab zur neoadjuvanten (präoperativen) Chemotherapie heute Standard. Wichtige Studien:

  • KEYNOTE-522 (1.174 Patientinnen): Pembrolizumab + Chemo erhöhte die pathologischen Komplettremissionsraten (pCR) von 51 % auf 65 %. Nach 5 Jahren betrug das ereignisfreie Überleben (kein Rezidiv/Fortschreiten) 81,3 % vs. 72,3 % mit Chemo allein – eine 37 %ige Risikoreduktion.
  • IMpassion031 (333 Patientinnen): Atezolizumab + Chemo verbesserte pCR von 41 % auf 58 %.
  • I-SPY2 (114 Patientinnen): Pembrolizumab + Chemo verdoppelte pCR-Raten (60 % vs. 20 %).

Patientinnen, die eine pCR erreichten, hatten die besten Langzeitergebnisse. Schwere immunvermittelte Nebenwirkungen traten in den Studien bei 9–82 % der Patientinnen auf.

Nachbehandlung und fortgeschrittenes TNBC

Für Patientinnen mit Resterkrankung nach neoadjuvanter Therapie:

  • Pembrolizumab zeigt Nutzen, besonders bei moderater Resterkrankung (84 % 3-Jahres-Überleben vs. 30 % bei hoher Resterkrankung).
  • Atezolizumab scheiterte in der IMpassion030-Studie: Kein Überlebensvorteil vs. Chemo allein (12,8 % vs. 11,4 % krankheitsfreies Überleben).

Für metastasiertes TNBC (847–943 Patientinnen über Studien):

  • KEYNOTE-355: Pembrolizumab + Chemo verbesserte das Überleben bei PD-L1-positiven Patientinnen (CPS ≥10): Medianes Gesamtüberleben (OS) 23,0 vs. 16,1 Monate; progressionsfreies Überleben (PFS) 9,7 vs. 5,6 Monate.
  • IMpassion130: Atezolizumab + Chemo verlängerte PFS (7,2 vs. 5,5 Monate), aber nicht OS insgesamt. PD-L1-positive Subgruppen zeigten OS-Gewinne (25,4 vs. 17,9 Monate).
  • IMpassion131: Atezolizumab + Paclitaxel zeigte keinen Nutzen (PFS 5,7 vs. 5,6 Monate).

Der PD-L1-Status ist kritisch: Nur PD-L1-positive Patientinnen profitieren konsistent. Schwere immunvermittelte Nebenwirkungen traten bei 5,3–7,5 % der Patientinnen auf.

Immuntherapie beim hormonrezeptorpositiven Brustkrebs

HR+/HER2- Brustkrebs ist weniger immunogen, kommt aber Hochrisikopatientinnen zugute (z.B. hoher Ki-67-Proliferationsindex). Zwei große Studien zeigen vielversprechende Ergebnisse:

  • KEYNOTE-756 (1.278 Patientinnen): Pembrolizumab + neoadjuvante Chemo verdoppelte pCR-Raten (24,3 % vs. 15,6 %). Patientinnen mit niedrigem Östrogenrezeptor (ER 1–9 %) profitierten am stärksten (59 % vs. 30,2 %). Grad ≥3 Nebenwirkungen: 52,5 % vs. 46,4 %.
  • CheckMate 7FL (521 Patientinnen): Nivolumab + Chemo erhöhte pCR von 13,8 % auf 24,5 %. PD-L1-positive Patientinnen (CPS ≥1) profitierten am meisten (44,3 % vs. 20,2 %). Schwere Nebenwirkungen: 35 % vs. 32 %.

Diese Ergebnisse deuten darauf hin, dass Immuntherapie eine Option für aggressives HR+ werden könnte, obwohl weitere Forschung nötig ist.

Was das für Patientinnen bedeutet

Immuntherapie-Kombinationen verändern die Versorgung für spezifische Brustkrebs-Subtypen:

  • Frühes TNBC-Stadium: Pembrolizumab mit Chemo vor Operation reduziert das Rezidivrisiko um 37 % und ist jetzt Standard für Stadium II-III.
  • Metastasiertes TNBC: Pembrolizumab + Chemo verlängert das Überleben für PD-L1-positive Patientinnen um fast 7 Monate.
  • Hochrisiko HR+ Erkrankung: Immuntherapie kann pCR-Raten verdoppeln, wenn zur Chemo addiert.

Biomarker wie PD-L1 (getestet via Tumorbiopsien) sind essenziell, um wahrscheinliche Ansprecherinnen zu identifizieren. Patientinnen mit "immun-heißen" Tumoren (hohe TILs, TMB oder PD-L1) profitieren am meisten.

Aktuelle Herausforderungen und Einschränkungen

Trotz Fortschritten existieren wichtige Einschränkungen:

  • Biomarker-Abhängigkeit: Nur PD-L1-positive TNBC-Patientinnen sprechen konsistent an. Zuverlässige Biomarker für HR+ Erkrankung werden noch untersucht.
  • Nebenwirkungen: Immunvermittelte unerwünschte Ereignisse (z.B. Schilddrüsenfunktionsstörungen, Kolitis) treten bei bis zu 82 % der Patientinnen auf und erfordern Steroide oder Behandlungsunterbrechungen.
  • Ungelöste Fragen: Nutzen bei PD-L1-negativem TNBC, optimale postoperative Regime und Therapie für frühe Rezidive (<6 Monate nach Behandlung) bleiben unklar.
  • Studien-Inkonsistenzen: Atezolizumab gelang mit Nab-Paclitaxel (IMpassion130), scheiterte aber mit Paclitaxel (IMpassion131), was Protokoll-Sensitivität hervorhebt.

Empfehlungen für Patientinnen

Basierend auf aktueller Evidenz:

  1. Biomarker-Testung besprechen: Fordern Sie PD-L1 (CPS-Score), TILs oder TMB-Testung an, wenn mit TNBC oder Hochrisiko HR+ Brustkrebs diagnostiziert.
  2. Bei frühem TNBC-Stadium: Fragen Sie nach Pembrolizumab + Chemo vor Operation, besonders für Stadium II-III.
  3. Bei metastasiertem TNBC: Wenn PD-L1-positiv, ist Pembrolizumab + Chemo eine First-Line-Option.
  4. Nebenwirkungen überwachen: Melden Sie Hautausschläge, Durchfall oder Kurzatmigkeit sofort – frühes Management verhindert Komplikationen.
  5. Klinische Studien erwägen: Neue ICI-Kombinationen (z.B. mit Antikörper-Wirkstoff-Konjugaten) werden für resistente Fälle untersucht.

Quelleninformation

Originalartikeltitel: Immunotherapy in Breast Cancer
Autoren: Kathrin Dvir, Sara Giordano, Jose Pablo Leone
Veröffentlichung: International Journal of Molecular Sciences (2024), Volume 25, Issue 14
DOI: 10.3390/ijms25147517

Dieser patientenfreundliche Artikel basiert auf peer-reviewter Forschung. Konsultieren Sie immer Ihr Behandlungsteam für persönliche medizinische Beratung.