Malignes Pleuramesotheliom: Ursachen, Diagnostik und Therapiefortschritte

Malignes Pleuramesotheliom: Ursachen, Diagnostik und Therapiefortschritte

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Diese Übersichtsarbeit beleuchtet das maligne Pleuramesotheliom, einen aggressiven Krebs, der hauptsächlich durch Asbestexposition verursacht wird und mit einer 5-Jahres-Überlebensrate von nur 5–10 % einhergeht. Zu den zentralen Erkenntnissen zählen die begrenzte Wirksamkeit von Chirurgie und Strahlentherapie, die kürzliche FDA-Zulassung von Immuntherapie-Kombinationen, die das Überleben auf 18,1 Monate verlängern, sowie anhaltende Herausforderungen aufgrund der Tumorkomplexität. Der Artikel erörtert diagnostische Verfahren, Therapiegrenzen und aktuelle Forschungsansätze und unterstreicht, dass die Prävention durch Asbestvermeidung nach wie vor entscheidend ist.

Malignes Pleuramesotheliom verstehen: Ursachen, Diagnose und Therapiefortschritte

Inhaltsverzeichnis

Einleitung

Das maligne Pleuramesotheliom ist ein aggressiver Krebs, der sich in den Pleurablättern – den schützenden Häuten, die die Lunge umgeben – entwickelt. Diese Erkrankung macht 90 % aller Mesotheliomfälle aus und wird typischerweise erst in fortgeschrittenen Stadien diagnostiziert, was zu einer schlechten Prognose führt. Die 5-Jahres-Überlebensrate bleibt mit nur 5–10 % alarmierend niedrig.

Asbestexposition ist der Hauptrisikofaktor und führt mit einer Latenzzeit von 20–50 Jahren zur Erkrankung. Während Präventionsmaßnahmen die Fallzahlen in westlichen Ländern reduziert haben – in den USA sanken die Todesfälle von 14 auf 11 pro Million zwischen 2000 und 2015 – verzeichnet das Vereinigte Königreich weiterhin hohe Raten von 77 Todesfällen pro Million. Leider haben diese Erfolge in der Prävention nicht zu wirksamen neuen Therapien für bereits Erkrankte geführt.

Diese Übersichtsarbeit untersucht, warum das Mesotheliom so schwer zu behandeln ist, beleuchtet aktuelle Immuntherapie-Studien und zeigt auf, wie neue Erkenntnisse zur Tumorbiologie zu besseren Therapien führen könnten. Die Autoren betonen, dass trotz jahrzehntelanger Forschung die Fortschritte bei der Behandlung dieser verheerenden Erkrankung begrenzt bleiben.

Ursachen des malignen Pleuramesothelioms

Asbestexposition ist für die überwiegende Mehrheit der Mesotheliomfälle verantwortlich. Eine wegweisende Studie der 1960er Jahre in Südafrika bestätigte diesen Zusammenhang erstmals, indem sie 33 Fälle identifizierte, bei denen alle Patienten signifikant Asbest ausgesetzt waren. Asbest wurde wegen seiner Feuerbeständigkeit, Langlebigkeit und niedrigen Kosten weit verbreitet eingesetzt, doch viele Länder haben es aufgrund der Krebsrisiken inzwischen verboten.

Trotz Verbote geht der globale Abbau weiter: 2017 wurden in Russland noch 710.200 Tonnen gefördert und in Indien 318.000 Tonnen verarbeitet. Diese fortgesetzte Nutzung in Schwellenländern bedeutet, dass Asbestexposition ein weltweites Gesundheitsproblem bleibt. Während Asbest die Hauptursache ist, tragen weitere Faktoren zur Entstehung bei:

  • Keimbahnmutationen (vererbte genetische Veränderungen) in Genen wie BAP1, die bei 10 % der Patienten die Mesotheliomentwicklung beschleunigen
  • Chronische Entzündung durch persistierende Mineralfasern im Lungengewebe
  • Reaktive Sauerstoffspezies, die DNA-Schäden verursachen
  • Mutationen in DNA-Reparaturgenen wie PALB2 und BRCA1/2

Der genaue Mechanismus, wie Asbest Krebs auslöst, bleibt unklar, obwohl Mausstudien und genetische Analysen weiterhin neue Einblicke in diese komplexen Vorgänge liefern.

Typen und molekulare Merkmale des Mesothelioms

Das maligne Pleuramesotheliom ist keine einheitliche Erkrankung, sondern umfasst verschiedene Subtypen mit unterschiedlichen Merkmalen und Verläufen. Traditionell werden drei Haupttypen unterschieden:

  • Epitheloides Mesotheliom (50–60 % der Fälle): Die häufigste Form mit der günstigsten Prognose
  • Sarcomatoides Mesotheliom (10 % der Fälle): Hochaggressiv und therapieresistent
  • Biphasisches Mesotheliom (30–40 % der Fälle): Eine Mischform aus beiden Typen

Neue Forschungsergebnisse deuten darauf hin, dass diese Subtypen eher ein Spektrum als vollständig separate Kategorien darstellen. Molekulare Studien zeigen, dass Mesotheliomtumoren häufig Mutationen in Tumorsuppressorgenen aufweisen, darunter:

  • BAP1 (in 60 % der epitheloiden Fälle mutiert)
  • CDKN2A
  • NF2
  • SETD2

Diese genetische Komplexität erklärt, warum Standardtherapien oft versagen. Forscher haben zudem einen möglichen prämalignen Zustand identifiziert, ähnlich wie bei Brust- oder Gebärmutterhalskrebs im Frühstadium, der besonders mit BAP1-Genmutationen assoziiert ist und neue Präventionsmöglichkeiten eröffnen könnte.

Symptome und klinisches Erscheinungsbild

Die meisten Patienten entwickeln aufgrund des langsamen Tumorwachstums erst im fortgeschrittenen Stadium Symptome. Typische Beschwerden umfassen:

  • Atemnot (verursacht durch Flüssigkeitsansammlung oder Tumoren, die die Lunge komprimieren)
  • Brustschmerzen (deuten auf Einwachsen des Tumors in die Brustwand hin)
  • Müdigkeit und Schwäche
  • Appetitverlust und Gewichtsabnahme
  • Nachtschweiß
  • Allgemeines Unwohlsein

Diese Symptome verschlimmern sich mit fortschreitender Erkrankung. Die lange Latenzzeit zwischen Asbestexposition und Symptombeginn (20–50 Jahre) führt dazu, dass viele Patienten ihre Beschwerden nicht mit einer Exposition vor Jahrzehnten in Verbindung bringen.

Diagnose des malignen Pleuramesothelioms

Die Diagnose erfordert ein mehrstufiges Vorgehen. Typischerweise beginnen Ärzte mit bildgebenden Verfahren:

  • Kontrastmittelverstärkte CT-Scans: Methode der ersten Wahl für Brustkorb und Oberbauch
  • PET-CT-Scans: Hilfreich bei unklaren CT-Befunden, können aber Entzündungen mit Krebs verwechseln
  • MRT-Scans: Bieten detaillierte Ansichten von Weichteilinvasionen

Bei Verdacht auf ein Mesotheliom ist eine Gewebebiopsie zur Bestätigung unerlässlich. Diagnostische Methoden umfassen:

  • Pleurabiopsie (zuverlässigste Methode)
  • Pleuraflüssigkeitsanalyse (funktioniert am besten beim epitheloiden Subtyp)
  • Invasive Verfahren wie Mediastinoskopie bei Bedarf

Pathologen setzen spezielle Färbungen ein, um Mesotheliomzellen unter dem Mikroskop zu identifizieren. Wichtige diagnostische Marker sind:

  • Positive mesotheliale Marker: Calretinin, Zytokeratin 5/6, Wilms-Tumor-1-Antigen
  • Fehlen von Adenokarzinom-Markern: Thyroid-Transkriptionsfaktor 1, karzinoembryonales Antigen
  • Verlust der BAP1-Kernfärbung (in 60 % der epitheloiden Fälle)

Blutbasierte Biomarker haben sich leider weder für die Diagnose noch für die Therapieüberwachung als zuverlässig erwiesen.

Stadieneinteilung des Mesothelioms

Die Stadieneinteilung bestimmt anhand des TNM-Systems (Tumorgröße, Lymphknotenbefall, Metastasen), wie weit sich der Krebs ausgebreitet hat. Das aktuellste TNM-System der International Association for the Study of Lung Cancer (8. Auflage) kategorisiert den Fortschritt als:

  • Lokalisierte Pleuraerkrankung (Frühstadium)
  • Ausbreitung auf Lymphknoten
  • Fernmetastasen (fortgeschrittenes Stadium)

Die Stadieneinteilung ist beim Mesotheliom jedoch besonders schwierig. Autopsiestudien zeigen, dass 53 % der Patienten Lymphknotenbefall, 58 % Herz-/Perikardinvasion und 24 % abdominale Ausbreitung aufwiesen – Befunde, die in initialen Scans oft übersehen werden. Das TNM-System berücksichtigt zudem keine kritischen prognostischen Faktoren wie:

  • Histologischen Subtyp (epitheloid vs. sarcomatoid)
  • Molekulare Tumormerkmale
  • Patientenalter und Allgemeinzustand

Diese Einschränkung erschwert eine genaue Prognose allein anhand der Stadieneinteilung, weshalb Ärzte multiple Faktoren berücksichtigen müssen, wenn sie die Aussichten mit Patienten besprechen.

Aktuelle Behandlungsoptionen

Die Behandlung hängt vom Krebsstadium, Tumortyp und Patientengesundheit ab. Alle Ansätze sollten die Symptomkontrolle einschließen, obwohl frühe palliative Versorgung in der RESPECT-Meso-Studie die Lebensqualität nicht verbesserte. Aktuelle Strategien umfassen:

Pleuraerguss-Management

Die meisten Patienten benötigen eine Drainage von Flüssigkeitsansammlungen (Pleuraerguss). Optionen sind:

  • Vorübergehende Katheterisierung mit Talkumapplikation (Erfolgsrate ähnlich wie bei Chirurgie)
  • Liegekatheter
  • Chirurgische Eingriffe wie partielle Pleurektomie (höhere Komplikationsraten)

Chirurgische Optionen erfordern längere Krankenhausaufenthalte (5–10 Tage) im Vergleich zur Katheterdrainage (1–2 Tage).

Chirurgische Ansätze

Die Chirurgie zielt darauf ab, sichtbare Tumoren zu entfernen, ist aber nicht kurativ. Optionen reichen von minimal bis maximal invasiv:

  1. Partielle Pleurektomie: Entfernt einen Teil des Tumors und behandelt die Flüssigkeit
  2. Pleurektomie-Decortication: Entfernt die betroffene Pleura von der Lunge
  3. Erweiterte Pleurektomie-Decortication: Fügt Entfernung von Perikard und Zwerchfell hinzu
  4. Extrapleurale Pneumonektomie: Entfernt Lunge, Pleura, Perikard und Zwerchfell

Die radikale extrapleurale Pneumonektomie erreicht ein medianes Überleben von 18 Monaten und eine 5-Jahres-Überlebensrate von 14 %. Die MARS-Studie zeigte ein kürzeres Überleben mit Chirurgie (14,4 Monate) versus ohne Chirurgie (19,5 Monate). Die laufende MARS2-Studie vergleicht erweiterte Pleurektomie-Decortication plus Chemotherapie mit Chemotherapie allein, um die Rolle der Chirurgie zu klären.

Strahlentherapie

Die Strahlentherapie hat in randomisierten Studien keine Überlebensvorteile gezeigt. Wichtige Studien umfassen:

  • SAKK 17/04: Keine Verbesserung des rezidivfreien Überlebens nach Chirurgie
  • PIT- und SMART-Studien: Zeigten keinen Nutzen in der Prävention von Brustwandeinbrüchen

Neuere Techniken wie intensitätsmodulierte Strahlentherapie und Protonentherapie werden untersucht, um Nebenwirkungen zu reduzieren. Die SYSTEMS-2-Studie evaluiert Strahlentherapie zur Schmerzkontrolle.

Tumorbehandlungsfelder

Dieser FDA-genehmigte Ansatz verwendet elektrische Felder kombiniert mit Chemotherapie. Die Zulassung basierte auf einer Phase-2-Studie, die Aktivität beim epitheloiden Mesotheliom zeigte, obwohl randomisierte Daten, die den Nutzen bestätigen, noch fehlen.

Systemische Therapien

Therapiefortschritte waren begrenzt. Meilensteinstudien umfassen:

  • EMPHACIS-Studie (2004): Erstes FDA-genehmigtes Regime (Cisplatin + Pemetrexed) verbesserte das Überleben von 9,3 auf 12,1 Monate
  • MAPS-Studie: Hinzufügung von Bevacizumab zur Chemotherapie erhöhte das Überleben auf 18,8 vs. 16,1 Monate
  • CheckMate 743-Studie: Nivolumab + Ipilimumab Immuntherapie zeigte 18,1 Monate Überleben vs. 14,1 Monate mit Chemotherapie
  • CONFIRM-Studie: Nivolumab allein verbesserte das Überleben bei rezidivierten Patienten um 3 Monate versus Placebo

Immuntherapie ist die erste neue FDA-genehmigte Behandlung seit 2004. Für Patienten, die initial auf Chemotherapie ansprechen, können eine Wiederbehandlung mit Platin-Pemetrexed oder Vinorelbin später Optionen sein.

Zukünftige Richtungen in der Mesotheliom-Therapie

Die Forschung untersucht mehrere vielversprechende Bereiche:

  • Immuntherapie-Kombinationen: Aufbauend auf dem Erfolg von Nivolumab plus Ipilimumab
  • Zielgerichtete Therapien: Fokus auf BAP1 und andere Mutationswege
  • Frühe Intervention: Behandlung prämaligner Läsionen bei Hochrisikopatienten
  • Erhaltungstherapien: Gemcitabin nach initialer Chemotherapie
  • Verbesserte Strahlentechniken: Reduzierung von Schäden an gesundem Gewebe

Die Entdeckung eines prämalignen "Carcinoma in situ"-Stadiums, ähnlich wie bei anderen Krebsarten, bietet neue Präventionsmöglichkeiten. Genetische Erkenntnisse könnten zudem zu personalisierten Behandlungen auf Basis molekularer Tumorprofile führen.

Wichtige Erkenntnisse aus der Übersichtsarbeit

Diese Analyse der Mesotheliomforschung zeigt mehrere kritische Fakten auf:

  • Die 5-Jahres-Überlebensrate bleibt trotz jahrzehntelanger Forschung bei 5-10%
  • Asbestexposition verursacht >90% der Fälle mit 20-50 Jahren Latenzzeit
  • Es existieren drei histologische Subtypen: epithelioid (50-60%), biphasisch (30-40%), sarcomatoid (10%)
  • Keimbahnmutationen (BAP1, BRCA) beschleunigen die Entwicklung bei 10% der Patienten
  • Chirurgie zeigt keinen klaren Überlebensvorteil (MARS-Studie: 14,4 vs. 19,5 Monate)
  • Immuntherapie-Kombination (Nivolumab plus Ipilimumab) verlängert das Überleben auf 18,1 Monate
  • Über 50% der US-Patienten erhalten aufgrund von Alter/Begleiterkrankungen nie eine Chemotherapie
  • Autopsien zeigen bei 53% Lymphknoten-, 58% Herz- und 24% Bauchfellbefall, der in Bildgebung unentdeckt blieb

Klinische Implikationen für Patienten

Diese Erkenntnisse haben direkte Bedeutung für Patienten: