Mesotheliom. Chirurgische Behandlungsmöglichkeiten. 4

Mesotheliom. Chirurgische Behandlungsmöglichkeiten. 4

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Dr. Dean Fennell, MD, ein führender Experte für Mesotheliom, erläutert die komplexe Rolle der Chirurgie bei der Behandlung dieser aggressiven Krebsart. Er betont, dass die Patientenauswahl entscheidend ist, da bestimmte Subtypen – wie sarkomatoide Histologien oder solche mit CDKN2A-Mutationen – möglicherweise nicht von einem Eingriff profitieren. Dr. Fennell geht auch auf die kontroversen Ergebnisse früherer Studien ein, etwa der MARS-Studie (Mesothelioma and Radical Surgery), die den Überlebensvorteil chirurgischer Maßnahmen infrage stellte. Besonderes Augenmerk legt er auf die laufende MARS2-Studie, die durch randomisierte Daten klären soll, ob eine Operation in Kombination mit Chemotherapie bei Frühstadien des Mesothelioms die Behandlungsergebnisse verbessern kann.

Mesotheliomchirurgie: Patientenauswahl, klinische Studien und Behandlungsergebnisse

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Chirurgie in der Mesotheliombehandlung

Dr. Dean Fennell, MD, erläutert die Rolle der Chirurgie bei der Behandlung des Mesothelioms. Im Gegensatz zu einigen Lungenkrebsarten gilt der Eingriff hier nicht als kurativ. Die mediane Überlebenszeit operierter Patienten liegt typischerweise bei etwa einem Jahr; nur sehr wenige überleben länger als fünf Jahre.

Diese Tatsache ist Ausgangspunkt einer anhaltenden, lebhaften Debatte in der Onkologie über den tatsächlichen Nutzen dieser radikalen Eingriffe.

Kontroversen bei klinischen Studien

Im Gespräch mit Dr. Anton Titov, MD, werden Ergebnisse wichtiger klinischer Studien beleuchtet. Dr. Fennell verweist insbesondere auf die MARS-Studie (Mesothelioma and Radical Surgery), die überraschenderweise zeigte, dass operierte Mesotheliompatienten schlechtere Überlebensraten aufwiesen. Er weist auf mögliche Selektionsverzerrungen und hohe Abbruchquoten in solchen Studien hin.

Diese kontroversen Ergebnisse haben die Patientenauswahl für die Mesotheliomchirurgie zu einer kritischen und komplexen Frage für Onkologen gemacht.

Identifikation ungeeigneter Operationskandidaten

Dr. Fennell nennt bestimmte Patientengruppen, für die eine radikale Mesotheliomoperation wahrscheinlich nicht geeignet ist. Dazu zählen Patienten mit sarcomatoider Histologie, die oft aggressive, invasive Erkrankungen aufweisen und nach einem Eingriff rasch rezidivieren. Ebenfalls problematisch sind Patienten mit CDKN2A-Mutationen.

Diese genetische Veränderung steigert die Proliferationsrate des Tumors und geht mit deutlich schlechteren Behandlungsergebnissen einher, was sie zu weniger geeigneten Kandidaten für umfangreiche Chirurgie macht.

Die MARS2-Studie & zukünftige Evidenz

Dr. Fennell diskutiert die wegweisende MARS2-Studie (Mesothelioma and Radical Surgery 2), die langjährige Fragen klären soll. Die Studie randomisiert Patienten mit frühem Mesotheliom zu alleiniger Standardchemotherapie oder Chemotherapie gefolgt von Chirurgie. Ziel ist es, erstmals hochwertige randomisierte Evidenz zu liefern, ob die zusätzliche Operation das Überleben der Patienten tatsächlich verbessert.

Dr. Fennell erwartet diese Ergebnisse mit Spannung, da sie objektive Daten für künftige Therapieentscheidungen liefern werden.

Multimodaler Therapieansatz

Im Gespräch mit Dr. Titov wird das Konzept der multimodalen Therapie erörtert. Dr. Fennell betont, dass die zentrale Frage ist, ob die Integration der Chirurgie in einen chemotherapiebasierten Behandlungsplan die Ergebnisse verbessern kann. Er räumt ein, dass manche Patienten nach der Operation außergewöhnlich gut abschneiden, was aber eher auf eine indolente Erkrankungsbiologie als auf den Eingriff selbst zurückzuführen sein könnte.

Ziel ist es zu klären, ob die Chirurgie einen echten Zusatznutzen gegenüber alleiniger systemischer Therapie bei dieser anspruchsvollen Krebserkrankung bietet.

Vollständiges Transkript

Dr. Dean Fennell, MD: Zur chirurgischen Behandlung des Mesothelioms: Einige klinische Studien, insbesondere die MARS-Studie (Mesothelioma and Radical Surgery), zeigten, dass operierte Mesotheliompatienten tatsächlich ein schlechteres Überleben aufwiesen. Dabei stellten sich Fragen zu Abbruchquoten und möglichen Selektionsverzerrungen in diesen Studien.

Wie wählt man Patienten für die chirurgische Behandlung beim Mesotheliom richtig aus? Das ist eine äußerst lebhafte Debatte, die seit Jahren geführt wird.

Die Herausforderung bei der Mesotheliomchirurgie – anders als beim Lungenkrebs – besteht darin, dass der Eingriff nicht kurativ ist. Die mediane Überlebenszeit operierter Patienten liegt bei etwa einem Jahr, sicherlich nicht über fünf Jahre. Wir sehen keine Heilungen.

Warum erwähne ich das? Weil einige Mesotheliompatienten einen guten Verlauf zeigen. Jeder, der Mesotheliomoperationen durchführt, kann davon berichten. Manche schneiden nach dem Eingriff außerordentlich gut ab.

Das liegt daran, dass einige Patienten eine Genetik aufweisen, die zu sehr indolenten Erkrankungen prädisponiert. In unserer onkologischen Ambulanz haben wir Patienten, die sich gegen eine Operation entschieden haben und manchmal Jahre ohne jegliche Intervention überleben.

Das wirft die Frage auf, ob die Chirurgie vorteilhaft ist. Wir wissen bereits, dass es eine Subgruppe gibt, bei der eine radikale Operation nachteilig wäre. Dazu zählen Patienten mit sarcomatoidem Mesotheliom.

Denn diese Tumore sind aggressiv, invasiv und rezidivieren nach einem Eingriff wahrscheinlich viel schneller. Eine weitere Gruppe, die wir als weniger priorisiert für eine Operation betrachten sollten, sind Patienten mit CDKN2A-Mutation.

Diese Mutationen erhöhen tendenziell die Proliferationsrate der Tumore. Auch diese Mesotheliompatienten schneiden deutlich schlechter ab.

Dr. Dean Fennell, MD: Bei den Patienten mit guter Prognose stellt sich die Frage: Wenn sie ohnehin gut verlaufen, welchen Zusatznutzen bringt eine radikale Operation? Diese birgt natürlich eigene Risiken.

Genau das soll MARS2 klären. Wir nehmen Patienten mit früher Erkrankung und randomisieren sie zu Chemotherapie allein oder zu Operation nach der seit Jahren standardmäßigen Chemotherapie.

Dr. Dean Fennell, MD: Die Idee ist zu prüfen, ob wir die Chirurgie in den multimodalen Therapieplan integrieren können. Wird die Operation zu einem besseren Outcome führen?

Die Ergebnisse dieser Studie kenne ich noch nicht. Wir werden sie erst in einiger Zeit erfahren.

Dr. Dean Fennell, MD: Es wird eine extrem wichtige Studie sein, weil sie vielleicht erstmals objektive randomisierte Evidenz liefert, dass die Chirurgie die Ergebnisse über das hinaus steigern kann, was mit Chemotherapie allein erreicht wird. Ich erwarte diese Ergebnisse mit großer Spannung.