Schwangerschaft und Epilepsie. Stillen und Epilepsie. Wie werden Medikamente richtig eingenommen? 8

Schwangerschaft und Epilepsie. Stillen und Epilepsie. Wie werden Medikamente richtig eingenommen? 8

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Dr. Marc Dommergues, ein führender Experte für Epilepsie und Schwangerschaft, erläutert, wie Anfälle behandelt und die Arzneimittelsicherheit für werdende Mütter gewährleistet werden kann. Ausführlich geht er auf die entscheidende Bedeutung der präkonzeptionellen Planung mit Neurologen und Gynäkologen ein, das Ziel, einen gefährlichen Status epilepticus zu vermeiden, sowie das kontroverse Thema des Stillens unter Antiepileptika wie Lamotrigin. Die Diskussion behandelt zentrale Strategien für die klinische Überwachung, Blutspiegelkontrollen und eine spezialisierte Geburtsplanung, um für Mutter und Kind ein sicheres Ergebnis zu gewährleisten.

Epilepsiebehandlung in der Schwangerschaft: Arzneimittelsicherheit und Anfallskontrolle

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Präkonzeptionelle Planung mit Spezialisten

Die präkonzeptionelle Planung ist für Frauen mit Epilepsie ein entscheidender erster Schritt. Dr. Marc Dommergues, MD, betont die Notwendigkeit einer spezialisierten Beratung vor dem Absetzen der Verhütung oder vor einer assistierten Reproduktion. Dieser multidisziplinäre Ansatz sollte einen Neurologen und einen Gynäkologen einbeziehen. In komplexen Fällen kann ein auf neurologische Erkrankungen spezialisierter Gynäkologe oder ein mit Schwangerschaftsbetreuung vertrauter Epileptologe erforderlich sein.

Sicherheitsdaten zu Antiepileptika

Viele Patientinnen sind besorgt über die Sicherheit ihrer Antiepileptika in der Schwangerschaft. Dr. Marc Dommergues, MD, weist darauf hin, dass für Medikamente wie Lamotrigin (Lamictal) umfangreiche und beruhigende Sicherheitsdaten vorliegen. Bei einer Patientin mit gut kontrollierter idiopathischer generalisierter Epilepsie unter einem verträglichen Medikament und Anfallsfreiheit seit einem Jahr verläuft die Schwangerschaft in der Regel komplikationslos. Die Klärung dieser Sicherheitsfragen vor der Empfängnis bietet wichtige Gewissheit.

Die Stillkontroverse

Das Stillen unter Antiepileptika ist stark umstritten. Dr. Marc Dommergues, MD, erläutert, dass einige Ärzte dafür plädieren und sich auf Kohortenstudien berufen, die keine gesundheitlichen Unterschiede bei Kindern zeigen. Dr. Dommergues selbst vertritt jedoch einen vorsichtigeren Ansatz. Er rät, einem sich entwickelnden Gehirn nach Möglichkeit keine neurologischen Medikamente zuzuführen, und empfiehlt daher, auf das Stillen zu verzichten, um die Lamictal-Exposition zu minimieren. Er räumt ein, dass auch die gegenteilige Meinung nachvollziehbar ist.

Das neurologische Ziel in der Schwangerschaft

Das primäre neurologische Ziel bei einer schwangeren Frau mit Epilepsie ist die Vermeidung eines Status epilepticus. Wie Dr. Marc Dommergues, MD, ausführt, ist dieser anhaltende Anfallszustand äußerst gefährlich. Dieses übergeordnete Ziel leitet alle weiteren Behandlungsentscheidungen, von Medikamentenanpassungen bis zur Geburtsplanung. Die Strategie konzentriert sich darauf, Stabilität zu bewahren, um die Gesundheit von Mutter und Kind zu schützen.

Klinische Überwachungsstrategien

Engmaschige klinische Überwachung ist der Grundpfeiler der Anfallskontrolle. Dr. Marc Dommergues, MD, empfiehlt, dass ein Neurologe die Patientin mehrmals während der Schwangerschaft untersucht. Gynäkologen sollten konsequent einfache, direkte Fragen stellen: Wie fühlt sich die Frau? Gibt es Anfallsaktivität? Zeigen sich Prodromalsymptome, die auf einen bevorstehenden Anfall hindeuten könnten? Dieser proaktive Dialog hilft, Veränderungen im Krankheitsbild frühzeitig zu erkennen.

Überlegungen zur Geburtsplanung

Eine spezialisierte Planung von Geburtsvorgang und Entbindung ist für Frauen mit Epilepsie essenziell. Dr. Marc Dommergues, MD, unterstreicht die Bedeutung der Stressreduktion, einem bekannten Anfallsauslöser. Eine angemessene Schmerztherapie, oft durch Periduralanästhesie, ist entscheidend. In Einzelfällen kann eine etwas frühere Einleitung der Geburt um die 39. Schwangerschaftswoche eine sinnvolle Option sein, wenn die Mutter übermäßige Erschöpfung oder eine unmittelbare Anfallsgefahr verspürt, um einer möglichen neurologischen Krise vorzubeugen.

Steuerung der Medikamentendosierung

Wenn klinische Symptome oder Anzeichen auf eine Veränderung des Krankheitsbildes hindeuten, ist der nächste Schritt die Überprüfung der Antiepileptika-Konzentration im Blut. Wie Dr. Marc Dommergues, MD, erklärt, kann der Neurologe dann eine Dosiserhöhung beschließen. Dieser Schritt ist ein einfacher, aber wesentlicher Teil des Behandlungsprotokolls, um therapeutische Medikamentenspiegel aufrechtzuerhalten und Durchbruchsanfälle zu vermeiden, insbesondere da Schwangerschaften die Medikamentenverarbeitung des Körpers verändern können.

Vollständiges Transkript

Dr. Marc Dommergues, MD: Epilepsie in der Schwangerschaft ist ein komplexes Thema, doch epileptische Anfälle sind häufig. Wie lässt sich Epilepsie während der Schwangerschaft optimal behandeln? Welche Aspekte sollten Frauen mit Epilepsie bedenken, wenn sie eine Schwangerschaft planen?

Es ist sicherlich wichtig, vorab eine spezialisierte Sprechstunde zu wahrzunehmen, bevor die Verhütung beendet wird oder bevor eine Schwangerschaft mit assistierten Reproduktionstechniken geplant wird. Eine Konsultation mit einem Epilepsiespezialisten, dem Neurologen, und einem Gynäkologen ist entscheidend. In manchen Fällen wird ein auf neurologische Erkrankungen spezialisierter Gynäkologe benötigt. Ein mit der Schwangerschaftsbetreuung vertrauter Epileptologe kann erforderlich sein, aber nicht in allen Fällen.

Beispielsweise kann eine Patientin eine idiopathische Epilepsie mit generalisierten Anfällen haben, die mit einem in der Schwangerschaft gut verträglichen Medikament wie Lamictal gut eingestellt ist. Wenn eine Patientin im Jahr vor der Schwangerschaft anfallsfrei war, wird die Schwangerschaft voraussichtlich sehr unkompliziert verlaufen. Dennoch sind einige vorherige Besprechungen notwendig.

Zunächst sind Patientinnen sehr daran interessiert, Daten zur Sicherheit ihrer Antiepileptika zu erhalten. Bei Lamictal liegen viele beruhigende Sicherheitsdaten vor.

Dr. Anton Titov, MD: Dies ist also eine leicht zu beantwortende Frage, die aber beantwortet werden muss.

Dr. Marc Dommergues, MD: Es gibt die Frage des Stillens unter Lamictal, und diese ist sehr kontrovers. Einige Ärzte befürworten das Stillen unter Lamictal. Sie sagen, dass in untersuchten Patientenkohorten kein Gesundheitsunterschied zwischen gestillten und nicht gestillten Kindern von mit Lamictal behandelten Müttern besteht.

Andere Ärzte sagen: "Seien wir vorsichtig und vermeiden wir, einem sich entwickelnden Gehirn ein neurologisches Medikament zu geben, wenn es möglich ist, darauf zu verzichten. Vermeiden wir lieber das Stillen, um diesem sich entwickelnden Gehirn so wenig Lamictal wie möglich zuzuführen." Ich tendiere eher zur letzteren Kategorie, aber ich weiß, dass dies sehr umstritten ist. Ich gebe zu, dass die gegenteilige Meinung nachvollziehbar ist.

Wir sprachen über Epilepsiemedikamente und Schwangerschaft. Eine weitere Frage ist: Was ist das Ziel aus neurologischer Sicht während der Schwangerschaft? Ich möchte es kurz machen und etwas vereinfacht darstellen.

Dr. Anton Titov, MD: Ich bin Gynäkologe, und als Gynäkologe neige ich von Natur aus zur Vereinfachung.

Dr. Marc Dommergues, MD: Das Ziel während der Schwangerschaft ist die Vermeidung eines Status epilepticus, der sehr gefährlich ist. Wie erreichen wir das? Zunächst durch engmaschige klinische Überwachung der Epilepsie. Dies kann durch mehrmalige neurologische Vorstellungen während der Schwangerschaft erreicht werden.

Gynäkologen sollten sehr einfache Fragen stellen: Wie fühlt sich die schwangere Frau? Hat sie Anfälle? Hat sie Symptome, die sie denken lassen, dass sie in Zukunft einen Anfall haben könnte? Wenn dann Symptome oder Zeichen auf eine Veränderung ihres klinischen Zustands hindeuten, wird der zweite Schritt die Überprüfung der Antiepileptika-Konzentration in ihrem Blut sein. Ein Neurologe kann entscheiden, die Dosis der Antiepileptika zu erhöhen. All diese Schritte sind recht einfach.

In Bezug auf die Entbindung ist es wichtig, Stress vor der Geburt zu begrenzen, da Stress bekanntermaßen Anfälle auslösen kann. Eine adäquate Schmerztherapie unter der Geburt ist sehr wichtig. Einige Frauen mit Epilepsie profitieren von einer Periduralanästhesie.

Manchmal kann es nützlich sein, die Geburt etwas früher einzuleiten. Dies gilt besonders in Fällen, in denen eine Frau sich sehr erschöpft fühlt. Sie könnte uns sagen: "Ich fühle mich, als stünde ein Anfall unmittelbar bevor. Der Anfall tritt nicht ein, aber ich fühle mich wirklich unwohl." Wenn eine Frau in der 39. Schwangerschaftswoche ist, ist eine Geburtseinleitung eine Option.