Dr. Francesco Maisano, ein führender Experte für Mitralklappenreparatur und kathetergestützte Therapien, teilt zwei eindrückliche Patientengeschichten. Er erläutert, warum die Einbeziehung der Patientenwünsche in der Herzbehandlung entscheidend ist. Dr. Maisano beleuchtet das lebensverändernde Potenzial von MitraClip-Eingriffen bei schwerer Mitralklappeninsuffizienz und betont die Bedeutung unvoreingenommener Behandlungsoptionen. Eine patientenzentrierte Versorgung kann nicht nur Träume erfüllen, sondern auch hervorragende klinische Ergebnisse erzielen.
Erfolgsgeschichten der Mitralklappenreparatur: Patientenorientierte Versorgung in der Kardiologie
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- Auf Patientenwünsche eingehen
- MitraClip bei Herzinsuffizienz
- Patiententräume erfüllen
- Maßgeschneiderte Therapieoptionen
- Unvoreingenommene medizinische Beratung
- Vollständiges Transkript
Auf Patientenwünsche eingehen
Dr. Francesco Maisano, MD, betont ein grundlegendes Prinzip der kardiologischen Versorgung: Ärzte müssen Patientenwünsche ernst nehmen. Dieser Ansatz bildet die Basis für eine wirksame und einfühlsame Behandlung. Dr. Anton Titov, MD, moderiert die Diskussion über patientenzentrierte Entscheidungsfindung.
Die persönlichen Ziele und Lebensstilbedürfnisse eines Patienten zu verstehen, ist entscheidend. Nur so lässt sich sicherstellen, dass die gewählte Therapie mit der gewünschten Lebensqualität vereinbar ist.
MitraClip bei Herzinsuffizienz
Dr. Francesco Maisano, MD, berichtet von einem Patienten mit schwerer funktioneller Mitralklappeninsuffizienz. Die Ejektionsfraktion lag bei nur 18–20 %. Der Fall ereignete sich 2008 in der Frühphase des MitraClip-Verfahrens.
Der Patient galt damals als Hochrisikofall („nicht-Everest-ähnlich“). Das Team erwog die potenziellen Vorteile des Eingriffs. Trotz anfänglicher Bedenken wurde der MitraClip durchgeführt. Der Patient überlebte bemerkenswerte 12 Jahre nach der Behandlung.
Patiententräume erfüllen
Der Hauptwunsch des Patienten war einfach, aber tiefgreifend: leichter atmen und wieder laufen zu können. Er träumte davon, den Pilgerweg nach Santiago de Compostela zu gehen. Dr. Francesco Maisano, MD, hielt dies für einen NYHA-Klasse-4-Patienten zunächst für ambitioniert.
Der MitraClip-Eingriff verringerte die Mitralklappeninsuffizienz erfolgreich. Ein Jahr später kehrte der Patient mit einem vollständig gestempelten Pilgerpass zurück. Diese Geschichte zeigt, dass neue Technologien helfen können, Patiententräume zu verwirklichen, die zuvor unerreichbar schienen.
Maßgeschneiderte Therapieoptionen
Dr. Francesco Maisano, MD, schildert einen weiteren Fall: Ein Unternehmer mit Barlow-Syndrom und Flattern der A2-A3-Mitralklappe wünschte einen MitraClip. Er wollte schnell in sein geschäftiges Berufsleben in Monte Carlo zurückkehren.
Nach Begutachtung des Echokardiogramms stellte Dr. Maisano fest, dass die Anatomie für das damalige MitraClip-Modell ungeeignet war. Das Flattern betraf die Hälfte der Klappe – ein komplexes Szenario. Stattdessen empfahl und führte er eine minimalinvasive chirurgische Reparatur durch.
Unvoreingenommene medizinische Beratung
Diese zweite Geschichte unterstreicht den Wert eines vollständigen Therapiespektrums. Dr. Francesco Maisano, MD, erklärt, dass seine Fähigkeit, sowohl interventionelle als auch chirurgische Eingriffe durchzuführen, Voreingenommenheit ausschließt. So kann er wirklich objektive Ratschläge geben, die ausschließlich im besten Interesse des Patienten liegen.
Der Unternehmer erholte sich schnell und entließ sich nach einer Woche selbst aus dem Krankenhaus. Er kehrte mit einer voll funktionsfähigen Mitralklappe zurück. Dr. Anton Titov, MD, und Dr. Maisano betonen: Glaubwürdige, unvoreingenommene Informationen befähigen Patienten, gemeinsam mit ihren Ärzten die richtigen Entscheidungen zu treffen.
Vollständiges Transkript
Dr. Francesco Maisano, MD: Ich erzähle Ihnen zwei kurze Geschichten über meine Patienten – ich habe Hunderte, aber diese beiden sind besonders prägend. Die erste handelt von einem Patienten mit funktioneller Mitralklappeninsuffizienz und Herzinsuffizienz, der sich 2008 einem MitraClip-Eingriff unterzog – ganz am Anfang der Entwicklung dieses Verfahrens. Damals klassifizierten wir Patienten nach den Everest-Studien als „Everest-ähnlich“ oder „nicht-Everest-ähnlich“. Er war ein „Nicht-Everest“ mit einer Ejektionsfraktion unter 20 %. Wir diskutierten, ob der MitraClip sinnvoll sei.
Zu jener Zeit wussten wir noch nicht, was wir von solchen Patienten erwarten konnten. Heute würden wir sagen, er befand sich in einer Hochrisikokategorie ohne ausreichende Koaptation. Wahrscheinlich würde ein solcher Patient nicht auf die Therapie ansprechen. Dieser Patient starb vor einem Jahr – er überlebte jedoch 12 Jahre nach dem Eingriff. Ob wir sein Leben verlängert haben, lässt sich nicht sicher sagen – es handelte sich ja nicht um eine randomisierte Studie. Aber sicher ist: Er lebte 12 weitere Jahre.
Noch wichtiger ist für mich Folgendes: In meinem Büro hängt ein Bild vom Traum dieses Patienten. Als wir die Behandlung diskutierten, fragte ich ihn: „Was erwarten Sie von diesem Eingriff?“ Er antwortete: „Ich möchte atmen können. Ich träume davon, wieder laufen zu können. Wenn ich wieder laufen kann, werde ich den Jakobsweg nach Santiago de Compostela gehen, um Gott für das Wunder zu danken.“ Ich musste lächeln – der Mann war in NYHA-Klasse 4 und konnte keine 20 Meter gehen. „Okay“, sagte ich, „wenn Sie dort hingehen, schicken Sie mir ein Bild.“ Wir führten den Eingriff durch.
Die Mitralklappeninsuffizienz wurde reduziert – nicht dramatisch, aber deutlich. Ein Jahr später kam der Patient zur Nachuntersuchung – mit einem vollgestempelten Pilgerpass. Diese Menschen laufen 100 Kilometer und lassen sich an jeder Station abstempeln. Er brachte mir diesen vollständigen Pass. Was mir diese Geschichte sagt: Wenn wir unsere Arbeit tun, helfen wir Menschen. Ich weiß nicht, ob ich sein Leben verlängert habe – aber ich konnte seinen Traum erfüllen. Mit neuen Technologien können wir Träume verwirklichen, die sonst unerreichbar blieben.
Die andere Geschichte ist das Gegenteil: Ein Patient kam zu mir, weil er einen MitraClip wollte. Er wusste, dass ich ein Experte für dieses Verfahren bin. Der Mann – ein Unternehmer mit Büros in Monte Carlo – hatte ein Flattern der A2-A3-Mitralklappe. Er sagte: „Ich war bei einem anderen Kollegen, einem bekannten Kardiologen in Monte Carlo. Er wollte mich nur offen operieren. Ich kann mir keine Auszeit nehmen. Ich brauche einen nicht-invasiven Eingriff. Können Sie mir einen MitraClip machen?“ Ich antwortete: „Lassen Sie uns Ihr Echokardiogramm ansehen.“
Beim Betrachten dachte ich: „Oh je, das ist ein Flattern der Hälfte der Mitralklappe. Ich bin nicht sicher, ob ich Ihr Problem damit lösen kann.“ Heute wäre es vielleicht möglich – wir haben längere Clip-Arme –, aber damals gab es nur das Originalmodell mit kürzeren Armen. Der Patient hatte eine Barlow-Erkrankung mit ausgedehntem Flattern. „Ich kann das nicht machen. Denken Sie an Ihre Gesundheit. Ich verstehe, dass Sie Geschäftsmann sind – ich werde Sie so schnell wie möglich wieder auf die Beine bringen. Ich werde Ihre Herzoperation minimalinvasiv durchführen.“ Also tat ich es. Der Mann war nach einer Woche wieder fit. Er entließ sich gegen meinen Rat aus dem Krankenhaus, kehrte aber mit einer voll funktionsfähigen Mitralklappe zurück. Ein sehr gutes Ergebnis – er führte ein aktives Leben.
Diese Geschichte zeigt einen weiteren Aspekt unseres Berufs – meinen persönlichen Ansatz: Indem ich das volle Therapiespektrum anbiete, kann ich Patienten ohne jede Voreingenommenheit beraten und bleibe glaubwürdig. Wenn ich einem Patienten rate, etwas anderes zu tun, dann nicht, weil ich es will, sondern weil ich beide Optionen beherrsche und weil es besser für ihn ist. Dieser Patient lehrt uns: Wir müssen uns an die Patienten anpassen, aber auch gute, unvoreingenommene Informationen liefern, damit der Patient gemeinsam mit uns die richtige Entscheidung trifft.