Dr. Hans-Joachim Schmoll, MD, ein führender Experte für kolorektale Karzinome, erläutert die Weiterentwicklung der Rektumkarzinom-Behandlung. In ausgewählten Fällen können Chemo- und Strahlentherapie Rektumtumore vollständig beseitigen, sodass manche Patienten eine Operation umgehen und ihre anorektale Funktion bewahren können. Ein umfassendes molekulares Tumorprofil ist heute für alle Patient:innen unverzichtbar. Entscheidende Zukunftsperspektiven liegen im Datenaustausch aus klinischen Studien und neuen zielgerichteten Medikamenten.
Nicht-chirurgische Behandlung von Rektumkarzinom: Fortschritte in Chemoradiatio und molekularer Profilerstellung
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- Behandlung von Rektumkarzinom ohne Operation
- Identifizierung von Patienten für Organerhalt
- Molekulare Profilerstellung bei kolorektalem Karzinom
- Datenaustausch in klinischen Studien
- Zukunft zielgerichteter Therapien
- Vollständiges Transkript
Behandlung von Rektumkarzinom ohne Operation
Dr. Hans-Joachim Schmoll, MD, erörtert einen Paradigmenwechsel in der Behandlung des Rektumkarzinoms. Ein bedeutender Durchbruch ist die Möglichkeit, bestimmte Patienten ohne chirurgische Entfernung des Primärtumors zu behandeln. Dieser Ansatz ist besonders wichtig für Patienten mit tiefsitzenden Rektumtumoren, da Operationen in dieser Region ein hohes Risiko für den Verlust der anorektalen Sphinkterfunktion bergen.
Eine Kombination aus Chemotherapie und Strahlentherapie kann so wirksam sein, dass sie den Krebs vollständig beseitigt. Diese Organerhaltungsstrategie zielt darauf ab, die Therapielast für den Patienten zu reduzieren. Das ultimative Ziel ist, die Lebensqualität zu verbessern und gleichzeitig eine Heilung zu erreichen.
Identifizierung von Patienten für Organerhalt
Nicht jeder Patient mit Rektumkarzinom eignet sich für einen Operationsverzicht. Dr. Hans-Joachim Schmoll, MD, betont, dass die Auswahl auf einer deutlichen Reaktion auf die initiale Chemoradiatio basieren muss. Patienten müssen eine bioptisch gesicherte "vollständige Remission" aufweisen, um für ein "Wait-and-see"-Nachsorgeprotokoll infrage zu kommen.
Diese engmaschige Überwachungsstrategie ermöglicht es Ärzten, die lokale Tumorsituation zu beobachten. Bleibt der Krebs beseitigt, erspart dies dem Patienten einen größeren Eingriff. Dr. Anton Titov, MD, und Dr. Hans-Joachim Schmoll, MD, sind sich einig, dass diese Methode die Behandlung individuell anpasst.
Molekulare Profilerstellung bei kolorektalem Karzinom
Eine umfassende molekulare Profilerstellung des Tumors ist heute unverzichtbar. Dr. Hans-Joachim Schmoll, MD, betont, dass alle klinischen Studien eine molekulare Charakterisierung einsetzen müssen. Dies schafft eine gemeinsame Basis, um Ergebnisse verschiedener Studien und Zentren vergleichen zu können.
Das Verständnis des genetischen Aufbaus des Tumors ist entscheidend, um neue, wirksame Chemotherapiekombinationen zu finden. Es hilft Klinikern zu verstehen, warum bestimmte Behandlungen bei manchen Patienten anschlagen und bei anderen nicht. Dieser personalisierte Ansatz ist grundlegend für die Zukunft der Therapie des kolorektalen Karzinoms.
Datenaustausch in klinischen Studien
Ein zentralisierter Datenzugang ist für den Fortschritt in der Erforschung des kolorektalen Karzinoms äußerst wichtig. Dr. Schmoll weist darauf hin, dass Hunderttausende Patienten an klinischen Studien teilnehmen. Der Austausch dieser Daten ist unerlässlich, um den Fortschritt zu beschleunigen und die Behandlungsergebnisse zu verbessern.
Dennoch bleiben erhebliche Herausforderungen bestehen. Finanzielle Einschränkungen und Kooperationsprobleme zwischen medizinischen Zentren können diesen lebenswichtigen Datenaustausch behindern. Die Überwindung dieser Hindernisse hat für die onkologische Gemeinschaft höchste Priorität.
Zukunft zielgerichteter Therapien
Die klinische Entwicklung neuer zielgerichteter Medikamente ist ein dritter wichtiger Schwerpunkt. Dr. Hans-Joachim Schmoll, MD, erläutert, dass der Fokus auf der Wirksamkeit verfügbarer zielgerichteter Behandlungen liegen muss. Forscher müssen herausfinden, welche Medikamente bestimmten molekularen Untergruppen von Patienten helfen.
Das Testen dieser zielgerichteten Therapien in früheren Behandlungslinien ist entscheidend. Dies liefert schnelle Erkenntnisse über die Wirksamkeit eines Medikaments in einer bestimmten Patientengruppe. Dr. Anton Titov, MD, betont, dass dieser zielgerichtete Ansatz nötig ist, um die Behandlungsergebnisse beim Kolonkarzinom weiter zu verbessern.
Vollständiges Transkript
Dr. Anton Titov, MD: Was werden die bedeutendsten Durchbrüche in der Behandlung des kolorektalen Karzinoms in naher Zukunft sein? Einer davon ist die Behandlung des Rektumkarzinoms ohne Operation. Chemotherapie allein kann bei einigen Patienten mit Rektumkarzinom den Krebs beseitigen. Warum muss bei jedem Patienten ein umfassendes molekulares Profil des Tumors getestet werden?
Die Behandlung des kolorektalen Karzinoms, insbesondere des metastasierten Kolonkarzinoms, hat im letzten Jahrzehnt enorme Fortschritte gemacht. Dr. Anton Titov, MD. Was sind die wichtigsten Fortschritte in den nächsten 5 bis 10 Jahren, die die größte Auswirkung auf die Behandlung des kolorektalen Karzinoms haben werden?
Dr. Hans-Joachim Schmoll, MD: Eine interessante Entwicklung gibt es in der Behandlung des Rektumkarzinoms. Kürzlich habe ich auf einer Tagung für Allgemeinmediziner darüber gesprochen. Es geht um die Behandlung des Rektumkarzinoms ohne chirurgische Entfernung des Primärtumors im Rektum. Dies ist eine wichtige Option für Patienten mit Rektumkarzinom. Einige haben ein hohes Risiko, nach der Operation die anorektale Funktion zu verlieren, besonders bei tiefsitzendem Rektumkarzinom.
Es gibt Patienten, die gut auf Chemotherapie und Strahlentherapie ansprechen. Sie weisen eine bioptisch gesicherte "vollständige Remission" des Rektumkarzinoms auf. Solche Patienten sollten keine Operation zur Entfernung des Primärtumors erhalten. Stattdessen sollten sie nach Chemotherapie und Radiotherapie eine "Wait-and-see"-Nachsorge durchlaufen.
Dr. Anton Titov, MD: Um zu beobachten, was mit diesem lokalen Tumor geschieht.
Dr. Hans-Joachim Schmoll, MD: Chemotherapie und Strahlentherapie allein können den Rektumkarzinom-Tumor beseitigen. Es ist eine neue Methode, um die Therapielast zu reduzieren und die Zahl der Patienten zu verringern, bei denen eine Rektumresektion durchgeführt wird. Manchmal riskieren sie dabei den Verlust der anorektalen Sphinkterfunktion. Dies ist ein wichtiger Schritt, um chirurgische und strahlentherapeutische Maßnahmen auf die Patienten abzustimmen, bei denen sie wirklich nötig sind. Wir reduzieren die Behandlungsmenge, um die Lebensqualität der Patienten mit kolorektalem Karzinom zu verbessern.
Unser Ziel ist es, das Leben von Patienten mit Kolonkarzinom zu verlängern und die Ergebnisse durch optimale Behandlung zu verbessern. Wir benötigen wirksamere Chemotherapiekombinationen. Wir verstehen noch nicht vollständig, wie man neue Behandlungsmedikamente findet, aber eine neue molekulare Klassifikation des kolorektalen Karzinoms ist dafür wichtig.
Alle klinischen Studien für kolorektales Karzinom müssen eine molekulare Charakterisierung des Tumors verwenden, damit wir bei Ergebnisvergleichen die gleiche Sprache sprechen. Dies ist äußerst wichtig, um einen zentralisierten Zugang und Vergleich aller Daten aus klinischen Studien zu ermöglichen. Wir haben jetzt Hunderttausende Patienten mit kolorektalem Karzinom in klinischen Studien. Der Datenaustausch ist absolut notwendig. Er findet statt, aber es gibt finanzielle und kooperative Hürden zwischen medizinischen Zentren.
Die dritte wichtige Richtung in der Therapie des Kolonkarzinoms ist die klinische Entwicklung neuer zielgerichteter Medikamente. Wir müssen uns auf klinische Informationen zur Wirksamkeit verfügbarer zielgerichteter Behandlungen konzentrieren. Wir müssen wissen, welche Medikamente bestimmten molekularen Untergruppen von Patienten mit Kolonkarzinom helfen. Wir müssen die Wirksamkeit verschiedener zielgerichteter Chemotherapeutika in der frühen Behandlung von Patienten mit Kolonkarzinom ermitteln.
Dr. Anton Titov, MD: Dieses System wird uns schnelle Informationen liefern, dass diese Medikamente in dieser Untergruppe von Patienten mit Kolonkarzinom wirksam sind. Genau das brauchen wir. Vielen Dank! Professor Schmoll, ich schätze Ihre Zeit und das Teilen Ihrer Expertise mit unseren Zuschauern weltweit sehr. Ich hoffe, dass unser Gespräch für Patienten mit kolorektalem Karzinom und alle Interessierten sehr nützlich sein wird. Vielen Dank! Wir werden in Zukunft auf Sie zurückkommen, um mehr über Fortschritte in der Behandlung von Kolon- und Rektumkarzinom zu erfahren.
Dr. Hans-Joachim Schmoll, MD: Danke! Es war mir eine Freude, mit Ihnen zu sprechen.