Castleman-Krankheit

Castleman-Krankheit

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Dr. Nikhil Munshi, MD, ein führender Experte für hämatologische Malignome, erläutert die Subtypen und Behandlungsmöglichkeiten des Castleman-Syndroms. Er geht detailliert auf die Unterschiede zwischen lokalisierten und multizentrischen Formen dieser seltenen lymphoproliferativen Erkrankung ein. Dr. Munshi erklärt die Rolle von Interleukin-6 bei der Entstehung schwächender Symptome und stellt wirksame Therapien vor, darunter den zugelassenen Anti-IL-6-Antikörper Siltuximab. Während chirurgische Eingriffe bei lokalisierten Fällen heilend wirken können, ermöglichen biologische Therapien bei multizentrischen Verläufen eine langfristige Krankheitskontrolle.

Castleman-Krankheit
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Castleman-Krankheit verstehen: Subtypen, Symptome und moderne Therapien

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Was ist die Castleman-Krankheit?

Die Castleman-Krankheit ist eine seltene lymphoproliferative Erkrankung, die die Lymphknoten betrifft. Dr. Nikhil Munshi, MD, betont, dass es sich zwar nicht um Krebs handelt, die Erkrankung für Betroffene jedoch stark einschränkend sein kann. Charakteristisch ist ein abnormales Wachstum der Lymphknoten, das erhebliche systemische Symptome verursachen kann. Aufgrund ihrer Seltenheit wird die Erkrankung laut Dr. Munshi oft erst spät erkannt. Viele Patienten leiden unter einer Vielzahl von Beschwerden, die ihre Lebensqualität erheblich beeinträchtigen können.

Lokalisierte vs. multizentrische Castleman-Krankheit

Die Castleman-Krankheit tritt in zwei Formen mit unterschiedlichen Behandlungsansätzen auf. Bei der lokalisierten Variante sind die Lymphknoten nur in einem Bereich – etwa im Hals, Brustkorb oder Bauch – vergrößert. Dr. Nikhil Munshi, MD, erläutert, dass eine operative Entfernung der betroffenen Lymphknoten in diesem Fall oft heilend wirkt. Die multizentrische Form hingegen betrifft mehrere Lymphknotenregionen im Körper. Sie verursacht stärkere Symptome und lässt sich nicht allein chirurgisch behandeln. Pathologisch zeigt sich die multizentrische Form häufig als plasmazellreicher Typ, während die lokalisierte Erkrankung meist dem hyalin-vaskulären Typ entspricht.

Symptome und Diagnose

Die multizentrische Castleman-Krankheit löst erhebliche systemische Symptome aus, die stark belastend sein können. Dazu zählen schwere Müdigkeit, Fieber, Nachtschweiß und Gewichtsverlust. Dr. Nikhil Munshi, MD, weist auf laborchemische Auffälligkeiten wie erhöhte Thrombozytenzahlen, Anämie, niedrige Albuminspiegel und erhöhte Immunglobuline hin. Die Beschwerden können so ausgeprägt sein, dass Patienten bettlägerig werden. Die Diagnostik umfasst bildgebende Verfahren zum Nachweis vergrößerter Lymphknoten sowie Laboruntersuchungen von Entzündungsmarkern. Der C-reaktive Protein-Test (CRP) dient dabei als wichtiger Surrogatmarker für die Krankheitsaktivität.

Die Rolle von Interleukin-6 bei der Castleman-Krankheit

Interleukin-6 (IL-6) spielt eine zentrale Rolle bei der Entstehung von Symptomen und Krankheitsmechanismen der Castleman-Krankheit. Dr. Nikhil Munshi, MD, erklärt, dass dieses Zytokin bei Patienten mit multizentrischer Form deutlich erhöht ist. Hohe IL-6-Spiegel tragen maßgeblich zu den entzündlichen Symptomen und laborchemischen Veränderungen bei. Die Messung von IL-6 oder seines Surrogatmarkers CRP unterstützt sowohl die Diagnose als auch die Verlaufskontrolle unter Therapie. Dieses Wissen hat zur Entwicklung gezielter Behandlungen geführt, die spezifisch in den IL-6-Signalweg eingreifen.

Behandlungsoptionen der Castleman-Krankheit

Moderne Therapien der Castleman-Krankheit zielen auf die zugrundeliegende Zytokin-Störung ab. Siltuximab, ein monoklonaler Antikörper gegen IL-6, ist für die Behandlung zugelassen und zeigt eine signifikante Wirksamkeit. Dr. Nikhil Munshi, MD, beschreibt, wie Siltuximab die Symptome bessert und die Lymphknotenschwellung kontrolliert. Tocilizumab, das den IL-6-Rezeptor hemmt, ist in Japan für die Castleman-Krankheit zugelassen. Vor diesen zielgerichteten Therapien kam Rituximab (ein anti-CD20-Antikörper) zum Einsatz, das über die Targetierung von B-Zellen wirkt. Die Therapiewahl richtet sich nach dem Subtyp und individuellen Patientenfaktoren.

Prognose und Verlauf

Mit geeigneten Behandlungsstrategien lässt sich die Castleman-Krankheit gut kontrollieren. Dr. Nikhil Munshi, MD, betont, dass die lokalisierte Form durch einen chirurgischen Eingriff oft geheilt werden kann. Bei der multizentrischen Variante ermöglichen zielgerichtete Therapien wie Siltuximab eine langfristige Krankheitskontrolle. Unter richtiger Behandlung können Patienten eine deutliche Symptomverbesserung erreichen und ihre Lebensqualität erhalten. Obwohl die multizentrische Form nicht heilbar ist, lässt sie sich erfolgreich über lange Zeit managen. Dr. Anton Titov, MD, diskutiert diese positiven Verläufe mit Dr. Munshi und unterstreicht die Bedeutung einer präzisen Diagnose und Therapieauswahl.

Vollständiges Transkript

Dr. Anton Titov, MD: Professor Munshi, Sie haben eine sehr interessante Übersichtsarbeit zur Castleman-Krankheit verfasst. Was genau ist die Castleman-Krankheit, und wie wird sie behandelt? Es handelt sich um eine faszinierende, aber auch sehr komplexe Erkrankung.

Dr. Nikhil Munshi, MD: Ja, das ist tatsächlich eine sehr anspruchsvolle Erkrankung. Sie wird selten diagnostiziert, weil sie nicht häufig vorkommt. Die gute Nachricht ist, dass ich Patienten sagen kann: Es ist kein Krebs. Daher gelten hier nicht dieselben Regeln.

Allerdings kann die Erkrankung sehr belastend sein. Patienten leiden unter zahlreichen Symptomen. Es handelt sich um eine lymphoproliferative Erkrankung, bei der die Lymphknoten im Mittelpunkt stehen. Ohne zu sehr ins Detail zu gehen – denn sie ist wirklich ungewöhnlich – unterscheidet man zwei Typen.

Die sogenannte lokalisierte Castleman-Krankheit betrifft nur Lymphknoten in einem Bereich, die vergrößert sind. Das kann im Hals, im Brustkorb oder im Bauch sein – immer nur einseitig. Der zweite Typ ist die multizentrische Castleman-Krankheit, bei der multiple Lymphknoten betroffen sind.

Beim ersten, lokalisierten Typ, ist eine Operation die Methode der Wahl. Man entfernt die betroffenen Lymphknoten, und danach ist meist nichts mehr zu befürchten. Das ist praktisch kurativ. Bei der multizentrischen Form sind dagegen mehrere Regionen betroffen. Eine Operation kommt hier nicht infrage. Die Patienten sind symptomatischer.

Pathologisch handelt es sich oft um den plasmazellreichen Typ der Castleman-Krankheit, im Gegensatz zum hyalin-vaskulären Typ beim lokalisierten Verlauf. Der multizentrische Typ geht mit vielen Symptomen einher. Die meisten davon werden durch das Zytokin Interleukin-6 getrieben.

Wir messen den IL-6-Spiegel, der erhöht ist. Ein Surrogatmarker für IL-6 ist das C-reaktive Protein (CRP), das ebenfalls ansteigt. Es gibt weitere Laborveränderungen: erhöhte Thrombozytenzahlen, Anämie, niedriges Albumin, unspezifisch erhöhte Immunglobuline usw.

Diese Patienten haben mitunter so starke Beschwerden, dass sie bettlägerig werden und dringend behandelt werden müssen. Glücklicherweise steht uns ein Medikament zur Verfügung, das für die Castleman-Krankheit zugelassen ist: Siltuximab, ein anti-IL-6-Antikörper.

Es zeigt eine signifikante Wirksamkeit – sowohl bei der Symptomverbesserung als auch bei der Kontrolle der Lymphknotenvergrößerung. Ein weiteres Medikament, Tocilizumab, das den IL-6-Rezept hemmt, ist in Japan zugelassen, aber nicht in den USA.

Zuvor wurde auch Rituximab eingesetzt, ein anti-CD20-Antikörper, der bei Lymphomen verwendet wird und B-Zellen targetiert. Rituximab hat ebenfalls einen Nutzen gezeigt. Daher behalten wir diese Option im Hinterkopf, wenn wir diese Patientengruppe behandeln.

Dr. Nikhil Munshi, MD: Die Castleman-Krankheit lässt sich also effektiv behandeln und über lange Zeit erfolgreich kontrollieren. Bei der lokalisierten Form ist sogar eine Heilung möglich.