Multiples Myelom. Genetische Veränderungen. Monoklonale Gammopathie unklarer Signifikanz (MGUS). Smoldering-Myelom.

Multiples Myelom. Genetische Veränderungen. Monoklonale Gammopathie unklarer Signifikanz (MGUS). Smoldering-Myelom.

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Dr. Nikhil Munshi, MD, ein führender Experte für die Genetik des multiplen Myeloms, erläutert die zentralen genetischen Veränderungen, die das Fortschreiten der Erkrankung vorantreiben. Er zeigt auf, wie spezifische chromosomale Aberrationen bereits sehr früh bei der MGUS (monoklonale Gammopathie unklarer Signifikanz) und dem schwelenden Myelom auftreten. Sekundäre Genmutationen sowie nicht-kodierende DNA-Veränderungen lösen dann den Übergang zum aktiven multiplen Myelom aus. Das Verständnis dieser genetischen Evolution ist entscheidend für die Entwicklung neuer Präventions- und Behandlungsstrategien.

Genetische Evolution des Multiplen Myeloms: Von der MGUS zur aktiven Erkrankung

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Frühe genetische Veränderungen bei MGUS und SMM

Die Entwicklung des Multiplen Myeloms folgt einem vorhersehbaren Verlauf. Wie Dr. Nikhil Munshi, MD, erläutert, geht der Erkrankung typischerweise eine monoklonale Gammopathie unklarer Signifikanz (MGUS) voraus. Aus dieser entwickelt sich ein schwelendes Multiples Myelom (SMM), bevor es zur aktiven Form fortschreitet. Bemerkenswert ist, dass nur etwa 1 % der MGUS-Patienten pro Jahr ein Multiples Myelom entwickeln.

Laut Dr. Munshis Forschung treten entscheidende genetische Veränderungen bereits sehr früh in diesem Prozess auf. Chromosomale Aberrationen und Translokationen sind schon im MGUS-Stadium nachweisbar. Diese initialen genetischen Alterationen lösen die Signale aus, die das abnormale Plasmazellwachstum antreiben. Diese frühe genetische Grundlage ebnet den Weg für eine mögliche Krankheitsprogression.

Zwei genetische Subtypen des Myeloms

Wie Dr. Nikhil Munshi, MD, ausführt, lassen sich beim Multiplen Myelom zwei primäre genetische Muster unterscheiden. Etwa die Hälfte der Fälle weist ein hyperdiploides Myelom auf, das durch zusätzliche Kopien bestimmter Chromosomen gekennzeichnet ist. Die andere Hälfte zeigt Translokationen, bei denen Chromosom 14 beteiligt ist. Trotz dieser unterschiedlichen genetischen Pfade münden beide Mechanismen in derselben klinischen Erkrankung.

Beide Subtypen treten laut Dr. Munshi früh im Krankheitsspektrum auf. Diese grundlegenden chromosomalen Veränderungen etablieren sich bereits während der MGUS-Phase. Sein Forschungsteam hat sich darauf konzentriert, die Evolution dieser Kopienzahlveränderungen im Verlauf der Myelomentwicklung zu entschlüsseln.

Chromosomale Veränderungen beim hyperdiploiden Myelom

Beim hyperdiploiden Myelom kommt es zu spezifischen Chromosomengewinnen, die als Krankheitsmerkmale dienen. Dr. Nikhil Munshi, MD, identifiziert sechs bis sieben Chromosomen, die bei diesem Subtyp typischerweise Trisomien aufweisen – darunter die Chromosomen 3, 5, 7, 9, 11, 15 und 19. Die Forschung zeigt charakteristische Muster, wie sich diese chromosomalen Veränderungen akkumulieren.

Dr. Munshis Team fand heraus, dass bestimmte Chromosomengewinne konsistent zusammen auftreten. Das Vorliegen von zwei dieser Trisomien findet sich in nahezu 100 % der hyperdiploiden Fälle. Dies deutet darauf hin, dass es sich um frühe, grundlegende genetische Veränderungen handelt, die den Krankheitsprozess einleiten. Spätere chromosomale Verluste tragen dann zum Übergang in das aktive Myelom bei.

Sekundäre Mutationen treiben die Krankheitsprogression voran

Der Übergang vom schwelenden zum symptomatischen Multiplen Myelom erfordert zusätzliche genetische Ereignisse. Wie Dr. Nikhil Munshi, MD, erklärt, lösen sekundäre Veränderungen in Form von Genmutationen diese Progression aus. Diese Mutationen treten zusammen mit subtileren Alterationen in nicht-codierenden DNA-Regionen auf. Transkriptomische Veränderungen tragen weiter zur Krankheitsaktivierung bei.

Dr. Munshi betont, dass zwar frühe chromosomale Veränderungen MGUS und SMM etablieren, aber andere Mechanismen den Übergang zur symptomatischen Erkrankung vorantreiben. Forscher haben zahlreiche Gene identifiziert, die in dieser Übergangsphase Mutationen akquirieren. Das Verständnis dieser sekundären genetischen Ereignisse ist entscheidend, um Interventionen zu entwickeln, die den Progress zum aktiven Multiplen Myelom verhindern könnten.

Klinische Implikationen und zukünftige Forschung

Die Entschlüsselung der genetischen Evolution des Multiplen Myeloms hat erhebliche klinische Relevanz. Dr. Nikhil Munshi, MD, hebt hervor, wie dieses Wissen die Therapieentwicklung voranbringt. Das Verständnis der Abfolge genetischer Veränderungen ermöglicht es, spezifische Signalwege in verschiedenen Krankheitsstadien gezielt anzugehen. Dieser Ansatz könnte zu wirksameren Behandlungsstrategien führen.

Die Forschung eröffnet auch Möglichkeiten für Präventionsstrategien. Durch die frühzeitige Identifizierung von Patienten mit Hochrisiko-Genprofilen könnten Kliniker intervenieren, bevor die Progression eintritt. Die Arbeit von Dr. Munshi stellt einen wichtigen Fortschritt dar, um das vollständige genetische Spektrum der Myelomentwicklung zu entschlüsseln. Dieses umfassende Verständnis kommt letztlich der Patientenversorgung und den Behandlungsergebnissen zugute.

Vollständiges Transkript

Dr. Anton Titov, MD: Dem Multiplen Myelom geht typischerweise ein prämaligner Krankheitsprozess voraus – die monoklonale Gammopathie unklarer Signifikanz (MGUS). Aus dieser entwickelt sich ein schwelendes Myelom (SMM), bevor das Multiple Myelom entsteht. Allerdings entwickeln nur 1 % der Menschen mit MGUS pro Jahr ein Multiples Myelom.

Sie sind ein weltweit renommierter Experte für die genetischen Veränderungen beim Multiplen Myelom. Was sind die Schlüsselveränderungen im Krankheitsverlauf? Das Interesse ist groß – denn wenn wir diese verstehen, könnten wir möglicherweise die Progression verhindern. Vielleicht sogar die Entwicklung des schwelenden Myeloms oder der MGUS.

Dr. Nikhil Munshi, MD: Vor einigen Jahren hat unser Labor damit begonnen, die Evolution der Kopienzahlveränderungen beim Myelom zu entschlüsseln. Beim Myelom sehen wir zwei Hauptmuster: Etwa die Hälfte der Fälle weist eine erhöhte Anzahl bestimmter Chromosomen auf – wir sprechen von Trisomien oder hyperploidem Myelom. Die andere Hälfte zeigt vorwiegend Translokationen unter Beteiligung von Chromosom 14. Beide Formen weisen sehr unterschiedliche genetische Veränderungen auf, führen aber zum gleichen Ergebnis.

Wir haben versucht zu identifizieren, was sich zuerst verändert und was als nächstes passiert, bis schließlich das Myelom entsteht. Überraschenderweise geschehen diese Kopienzahlveränderungen und Translokationen sehr früh – sie sind bereits bei MGUS und SMM vorhanden.

Einige dieser chromosomalen Veränderungen sind also entscheidend, um die initialen Signale auszulösen, die zum Plasmazellwachstum und damit zur Entwicklung von MGUS und SMM führen. Das halte ich für wichtig.

Innerhalb dieser Chromosomen haben wir begonnen, die eigentlichen Treiber zu identifizieren. Beim hyperdiploiden Myelom sind typischerweise sechs bis sieben Chromosomen trisom: Chromosom 3, 5, 7, 9, 15, 19 und 11. Wir fanden heraus, dass die Chromosomen 3 und 5 fast immer vorhanden sind – ein Hinweis darauf, dass dies eine frühe Veränderung ist.

Diese Veränderung leitet die Entwicklung der Erkrankung ein. Anschließend folgen andere chromosomale Veränderungen. Schließlich spielen auch chromosomale Verluste eine Rolle, die zum Myelom beitragen.

Allerdings werden diese Veränderungen früh beobachtet. Daher nehmen wir an, dass sie für die Entwicklung von MGUS und SMM erforderlich sind. Für den Übergang zum symptomatischen Myelom, das behandelt werden muss, ist jedoch etwas anderes nötig.

Wir glauben, dass es sekundäre Veränderungen sind – verbunden mit Mutationen. Wir und andere haben eine Reihe mutierter Gene identifiziert. Zudem gibt es subtilere Veränderungen in nicht-codierenden DNA-Regionen und verschiedene transkriptomische Alterationen.

Wir beginnen also, die frühen und späten Veränderungen zu entschlüsseln, die mit der Myelomentwicklung zusammenhängen. Ich denke, dass die Zusammenschau dieses gesamten Spektrums allmählich aufdeckt, was die Erkrankung verursacht.

Das ist ein sehr wichtiger Fortschritt, denn er wird uns bei therapeutischen und präventiven Strategien helfen.